Kater Julian kam als Sicherstellung mit seinen zwei Brüdern in den HTV. Er und sein Bruder Jonas wurden vermittelt, der dritte Bruder Joshi war leider so krank, dass er erlöst werden musste.

Im vergangenen Jahr kamen so viele Rassekatzen zu uns ins Tierheim wie noch nie – die meisten von ihnen waren gefundene oder sichergestellte Tiere. Neben vielen Britisch-Kurzhaar- und einigen Perser-Katzen waren darunter besonders viele Scottish Fold. Insgesamt 20 dieser Faltohrkatzen nahmen wir in 2022 auf. Im Vorjahr waren es noch acht, in den Jahren zuvor schwankte die Zahl zwischen einer bis zu sechs aufgenommen Faltohrkatzen pro Jahr. Dieser Trend ist besorgniserregend, denn bei der Rasse Scottish Fold handelt es sich um eine Qualzucht – die Tiere leiden oftmals unter furchtbaren Schmerzen.

Typisch für Scottish-Fold-Katzen sind die „Knickohren“. Die Tiere werden mit aufgerichteten Ohren geboren, aufgrund eines bewusst angezüchteten Gendefektes kippen sie jedoch mit rund vier Wochen nach vorne, wodurch die „Knickohr-Optik“ entsteht, die den Kätzchen ein besonders niedliches Aussehen verleihen soll.

Diese niedliche Optik müssen die Tiere teuer bezahlen: Die Ohren knicken nämlich aufgrund der Erbkrankheit OCD (Osteochondrodysplasie) um, bei der die Knochen und der Knorpel geschädigt werden. Das Gewebe wird so beschädigt, dass es das Gewicht der Ohren nicht mehr tragen kann – darum klappen die Ohren um. Nicht nur die Ohren sind von den Deformationen betroffen, sondern alle Gelenke. Sie sind geschwollen und schmerzen, wodurch die Katzen oftmals anfangen zu lahmen und steif zu laufen. Außerdem sind die Tiere anfälliger für Arthrose. Diese Patienten leiden ihr Leben lang unter chronischen Gelenkschmerzen, dadurch wird das Bewegungsverhalten erheblich eingeschränkt. Zudem ist die Beweglichkeit der Ohren eingeschränkt, wodurch es für die Scottish-Fold-Katzen schwierig ist, mit Artgenossen zu kommunizieren. Faltohren können somit die soziale Kommunikation mit Artgenossen beeinträchtigen und zu Missverständnissen führen, z. B. bei Auseinandersetzungen.

Warum darf die Rasse noch weiter gezüchtet werden?

Bei der Zucht der Scottish Fold handelt es sich im Sinne des §11 des deutschen Tierschutzgesetzes um eine Qualzucht, da erblich bedingt Körperteile für den artgemäßen Gebrauch untauglich bzw. umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten.

Die Rasse darf zwar weiterhin gezüchtet werden, allerdings wird vom Gutachten zur Auslegung von 11§b des Tierschutzgesetzes (Verbot von Qualzuchten) des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ein Zuchtverbot empfohlen.

Da die Zucht noch nicht strikt verboten ist oder gar als Tierquälerei geahndet wird, könnte der tierschutzwidrige Trend, eine Scottish-Fold-Katze zu halten, in den kommenden Jahren zunehmen - insbesondere, wenn Superstars diesen mit Fotos auf Instagram noch befeuern.

Wir appellieren: Bitte unterstützen Sie keine Qualzucht! Adopt, don’t shop!