Auch Schweine warten in unserer Obhut auf fürsorgliche Menschen – schon seit mehreren Jahren versuchen wir Jürgen, Hildegart, Henriette und Oliver in eine artgemäße Haltung zu vermitteln, bisher leider ohne Erfolg. Daher wollen wir die vier Wutze noch einmal groß rauskommen lassen.

Jürgen, Henriette und Hildegart kamen 2021 als Ferkel in unsere Obhut. Zusammen mit Karl-Heinz, Dieter und vier gleichaltrigen Artgenossen, Schafen, einem Pfau und zwei Kaninchen gelangten sie aus schlechter Haltung zu uns. Ein Kaninchen und ein Schweinchen starben kurz nach der Aufnahme, die Schafe, das zweite Langohr, der Pfau und drei Rüsseltiere konnten wir vermitteln. Dafür kam Oliver ein Jahr später dazu: Als Ferkel wurde der kleine Kerl in einer Hundetransportbox einfach ausgesetzt. Einige Monate, nachdem Oliver zur Rotte stieß, verstarb Schweinchen Karl-Heinz leider. Dieter wurde zu Jürgens bestem Freund. Denn schon als Ferkel hatte Jürgen einen Penisvorfall, aufgrund dessen ihm der gesamte Penis entfernt werden musste. Das schränkt und schränkte ihn nie ein, doch Oliver begann ihn von der Rotte auszuschließen. Um Jürgen vor weiterem Mobbing durch Oliver zu schützen, teilten wir die Rotte auf und aus Jürgen und Dieter wurde eine echte Männerfreundschaft. Ende Februar dieses Jahres dann der Schock: Bei Dieter wurde ein Bauchtumor entdeckt. Da sich sein Zustand dramatisch verschlechterte, mussten wir ihn erlösen. Nun verbringt Jürgen seine Zeit mit seiner Kindheitsfreundin aus Ferkeltagen, der lieben Hildegart.

Jürgen

Jürgen ist sehr sensibel und insbesondere fremden Männern gegenüber eher skeptisch. Hat man sein Vertrauen gewonnen, rollt er sich jedoch auf die Seite und lässt sich (wenn er entscheiden könnte, stundenlang) genüsslich kraulen. Ginge es nach seinem Rüssel, könnte es jeden Tag ein mehrstündiges Wellnessprogramm geben!

Hildegart

Das findet auch Hildegart. Die borstige Dame ist aufgrund ihres eingeschränkten Sichtfelds sehr schreckhaft: Ihre Augen werden von einer Fettwulst überdeckt. Dieses anatomische Problem teilt sie mit vielen Artgenossen. Doch Hildegart ist nicht doof und nutzt ihren Geruchs- und Hörsinn, um ihre Bezugspersonen zu erkennen und sich ausführlich streicheln zu lassen.

Henriette

Die dritte im Bunde unserer „Kleingarten-Schweine“ ist Henriette, die mit Oliver zusammenlebt. Sie ist noch sensibler als Hildegard: Nach Tierarztbesuchen ist sie durchaus nachtragend – was aber nie lange anhält. Nach kurzer Zeit möchte sie dann bitte wieder gekrault werden, böse kann sie ihren Bezugspersonen nicht lange sein.
Ihr Mitbewohner Oliver ist mittlerweile zu einem stattlichen Eber herangewachsen, der ganz schön neugierig und frech ist. Es hat eine Weile gedauert, bis er gelernt hat, dass er seinen Dickschädel nicht überall durchsetzen kann (was er bei Fremden allerdings immer noch gerne ab und zu austestet).

Oliver

Leider sind Minischweine tendenziell schwierig zu vermitteln: Viele Menschen denken, die Schnüffelnasen bleiben tatsächlich „mini“ oder sie unterschätzen die Haltungsbedingungen. Bei einer privaten Schweinehaltung muss unter anderem beachtet werden, dass pro Schwein 100 Quadratmeter schweinegerechte Auslauffläche mit stabiler Einzäunung vorliegen müssen. Auch ein zugluftfreier Stall, geeignete tierärztliche Betreuung, die Genehmigung der Schweinehaltung vom Veterinäramt sowie die Anmeldung der Schweine bei der Tierseuchenkasse müssen vorliegen. Auch ist nicht zu unterschätzen, dass Schweine die Aufmerksamkeit ihrer Menschen benötigen und bei Hunger, Langeweile oder einfach aus Spaß sehr laut sein können, weshalb Sie auch Ihre Nachbar*innen berücksichtigen sollten.

Die allermeisten Hamburger*innen können sich nicht artgemäß um Minischweine kümmern – das ist auch okay und verständlich. Bis Jürgen, Hildegart, Henriette und Oliver endlich ihr Glück gefunden haben, freuen wir uns daher über Pat*innen, die die Truppe unterstützen. Oink!