Am 26. April 2025 kamen 68 Mitglieder unseres Vereins zusammen, um Bilanz des Geschäftsjahres 2024 zu ziehen. Zum ersten Mal seit 2019 fand die Versammlung wieder im Grünen Saal auf unserem Tierheimgelände in der Neuen Süderstraße statt – einem Ort, der für viele nicht nur Arbeitsplatz, sondern auch Herzensangelegenheit ist.

Unsere 1. Vorsitzende Janet Bernhardt führte durch die Versammlung und eröffnete diese mit einem großen Dank an die Mitarbeitenden im Tierheim Süderstraße. Trotz aller Herausforderungen blickte sie mit Stolz auf das vergangene Jahr zurück. Sie dankte ihren Vorstandskolleginnen und -kollegen für die gemeinsame erfolgreiche Arbeit im vergangenen Jahr. Ihr Dank galt auch den 4.145 Mitgliedern und den 1.064 Menschen, die eine Patenschaft übernommen haben, sowie allen, die den HTV in jeglicher Form unterstützten. Mit einem Schweigemoment wurde der 54 verstorbenen Mitglieder gedacht.

Der Präsident unseres Dachverbandes, Thomas Schröder vom Deutschen Tierschutzbund e.V., war extra angereist, um an der diesjährigen Versammlung teilzunehmen. In seinem Grußwort mahnte er, der neuen Bundesregierung genau auf die Finger zu schauen. Da voraussichtlich kaum Gesetze für mehr Tierwohl zu erwarten seien, müsse man ethische Grundsätze zum Tierschutz in die Gesellschaft tragen und fragen: „Darf erlaubt sein, was nicht ausdrücklich verboten ist?“

Geschäftsbericht 2024
Im Mittelpunkt der Versammlung stand der Geschäftsbericht für 2024 – ein Jahr, das in finanzieller Hinsicht ein sechsstelliges Defizit brachte. Die Ausgaben im Tierheimbetrieb und bei den Personalkosten stiegen erheblich. Dennoch: Der HTV blieb standhaft – nicht nur gegenüber zahlreichen Widrigkeiten, sondern auch in den Verhandlungen mit der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH).

Nachdem wir den Vertrag mit der FHH für die Unterbringung von Fund-, Verwahr- und Beobachtungstieren (Fundtiervertrag) im Frühjahr 2024 erneut gekündigt hatten, schrieb die Stadt diese Leistungen europaweit aus. Da wir die Rahmenvertragsbedingungen für tierschutzwidrig und wirtschaftlich nicht akzeptabel hielten, bewarben wir uns nicht. Das offene Vergabeverfahren wurde im Herbst 2024 ergebnislos eingestellt – und der HTV von der Stadt zu einem Verhandlungsverfahren eingeladen. Nach zähem Ringen konnten wir Ende 2024 zu einem neuen Vertrag mit einer annähernd kostendeckenden Beteiligung der FHH für die Unterbringung und Versorgung der städtischen Tiere gelangen. „Trotz dieses erfreulichen Ergebnisses sind wir immer noch auf Spenden angewiesen – denn für die Versorgung und Behandlung von Wild- und Abgabetieren bekommen wir kein Geld“, erklärte Janet Bernhardt.

Sorge bereitet uns weiterhin der bauliche Zustand unseres Tierheims in der Süderstraße. Leider gibt es für das Tierheim noch immer keine Standortsicherheit. Von der Behörde wird dazu eine „Gesamtplanung zur Sanierung und Erweiterung des Tierheims“ verlangt. „Für unseren kleinen Verein ist eine solche Planung in personeller, finanzieller und organisatorischer Hinsicht ein Mammutprojekt, das wir erst in Angriff nehmen könnten, wenn eine klare politische Weichenstellung hinsichtlich der Erweiterung des Tierheims und der Verlängerung des Erbbaurechtsvertrages erkennbar ist“, so Janet Bernhardt.

Auch die Sanierung im Alten Katzenhaus ging nur schleppend voran: Nach Verzögerungen und einem kompletten Baustopp musste ein neues Architekturbüro übernehmen. Der drohende Schimmelbefall im Winter konnte in letzter Minute dank eines großzügigen Spenders verhindert werden – ein Hoffnungsschimmer inmitten des Sanierungschaos: „Wir sind sehr froh und dankbar, dass der spendable Tierfreund spontan eine provisorische Abdichtung und Beheizung des Alten Katzenhauses organisierte und für die Kosten aufkam“, berichtete Janet Bernhardt.

Personalprobleme sind ein weiteres Thema, das unseren Verein umtreibt. Trotz einer 10-prozentigen Gehaltserhöhung verließen einige Mitarbeitende den Verein. Die Realität: Ein Herz für Tiere reicht nicht immer aus, um in dieser Branche finanziell über die Runden zu kommen. Gleichzeitig verschärft der Trend hin zu Teilzeitarbeit und weg von Wochenenddiensten die Lage. Wir setzen daher zunehmend auf kreative Wege in den Sozialen Medien, um neue engagierte Mitarbeitende zu gewinnen. Janet Bernhardt bedankte sich ausdrücklich bei den vielen Ehrenamtlichen, die den HTV so treu unterstützen und entlasten.

Erfreuliches konnte die Abteilung für Kinder- und Jugendtierschutz in einem eigens für die Versammlung produzierten Videobeitrag berichten. Erfolgreiche KinderSonntage, Ferienaktionen und sogar ein eigener Podcast zeigen, dass der Nachwuchs mit frischem Wind und kritischem Blick dabei ist. Eine Jugendgruppe hat sich in 2024 wieder zusammengefunden, engagiert sich auf Demonstrationen, mahnt Missstände an – und macht klar, dass Tierschutz eine Bewegung mit Zukunft ist.

Die Öffentlichkeitsarbeit des HTV war auch 2024 sehr erfolgreich, betonte Janet Bernhardt. Wachsende Reichweiten in den Sozialen Medien, gelungene Fundraising-Kampagnen, prominente Unterstützung und starke mediale Präsenz trugen dazu bei, die Tierschutzarbeit sichtbarer zu machen.

Besonders freute sich Janet Bernhardt auch über die Erfolge im Bereich Tierschutzpolitik: „Wir haben lange darauf warten müssen, nun hat die FHH endlich eine Katzenschutzverordnung erlassen.“ Bis zum 1. Januar 2026 müssen alle freilaufenden Hauskatzen kastriert sein - und die Verordnung umfasst auch eine Chip- und Regiestrierungspflicht. Ein wichtiger Schritt gegen das Leid der Streunerkatzen. Die Errichtung und Planung von neuen Taubenschlägen durch die FHH, Vereine und private Initiativen begrüßt der HTV sehr. Der HTV zeigte in 2024 auch auf der Straße Flagge, nahm an der ersten Paw Parade in Hamburg teil, um für die Adoption von Tierheim-Hunden zu werben, und protestierte beim SoKa Run gegen das Hamburger Hundegesetz. Auch auf dem Tierschutzkongress der Hamburger Grünen war der HTV vertreten (s. Seite 14).

Vereinsergebnis
HTV-Schatzmeister Andreas Petersen erläuterte gemeinsam mit Steuerberater Marco Siebert einige Punkte des Finanzberichtes für das Geschäftsjahr 2024. Nach schwarzen Zahlen im Vorjahr ergab sich für 2024 ein Defizit von 252.590,66 Euro. Der Betrieb des Tierheims machte mehr als 2,5 Millionen Euro Verlust. Die Personalkosten stiegen um 685.685 Euro, da die Erhöhung der Gehälter um 10 Prozent erst im Geschäftsjahr 2024 vollständig wirksam wurde. Dass das Gesamtergebnis nicht noch schlechter ausfiel, ist den Erträgen aus Nachlässen zu verdanken, die um fast 740.000 Euro zunahmen. Der Schatzmeister dankte für die Unterstützung der Mitglieder sowie dem HTV nahestehenden Personen, denn insgesamt 52 Prozent der Gesamterträge resultierten aus Erbschaften, Spenden, Patenschaften und Mitgliedsbeiträgen.

Vertrauen bestätigt – Kurs fortgesetzt
Die Mitglieder sprachen dem Vorstand erneut ihr Vertrauen aus und entlasteten ihn für das Jahr 2024. Rechnungsprüfer Thomas Kähler wurde wiedergewählt. Die Versammlung beschloss: Die Mitgliedsbeiträge bleiben 2026 stabil.

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