Schätzungsweise 10.000 Streunerkatzen leben elendig auf Hamburgs Straßen.

Pressemitteilung vom 22. Juni 2022

Unser Katzenrettungsteam ist verzweifelt: Einige Futterplätze, an denen wir freilebende Katzen im Stadtgebiet betreuen, müssen aufgelöst werden, weil auf den Grundstücken gebaut wird. Mindestens 50 Tiere verlieren daher ihre Lebensplätze. Bei uns im Tierheim ist für so viele Tiere kein Platz – zudem wäre das Eingesperrtsein für freilebende Katzen unerträglich. Darum suchen wir im Hamburger Stadtgebiet, nicht nur für diese Katzen, dringend gewerbliche Flächen, auf denen Schlaf- und Futterhäuser für verwilderte Tiere aufgestellt werden können.

Schlaf- und Futterhütten – versteckt zwischen Gerümpel.
Ende des Jahres werden mindestens 20 und Anfang nächsten Jahres 30 freilebende Katzen heimatlos. Wir bitten daher Firmen oder Hausverwaltungen um Hilfe bei der Unterbringung: Geeignet sind Grünstreifen, die Platz bieten, um Schlaf- und Futterhäuser für Katzen aufzustellen. Tierliebe Firmenbesitzerinnen und -besitzer sind besonders gefragt, denn nur auf gewerblichen Grundstücken sind kleine Gruppen von Katzen erlaubt. Falls sich keine Mitarbeitenden der Firmen zum Füttern bereit erklären, können die Tiere von unserem Katzenrettungsteam betreut werden.

Eine kleine, unter Bäumen versteckte Schlafhütte für freilebende Katzen.
Auch städtische Grünflächen für Streuner ideal

Der HTV appelliert auch an die Freie und Hansestadt Hamburg, Grünflächen zur Verfügung zu stellen. Beispielsweise könnten städtische Bauhöfe und Friedhöfe, aber auch Flächen, auf denen Menschen sich nicht oder nur selten bewegen, wie zum Beispiel hinter Gebäudekomplexen oder unter Stromtrassen, den Streunerkatzen geeignete Lebensräume bieten. Die Katzen belästigen dort niemanden, denn die meisten von ihnen sind scheu und nähern sich in der Regel den Menschen nicht. Alle Katzen und Kater sind medizinisch durchgecheckt, bei Bedarf verarztet und kastriert, sie vermehren sich also nicht weiter. Ihr Geschäft verrichten sie diskret unter Büschen und Sträuchern und verscharren es. Zum „Dank“ für ihren Lebensplatz halten die Katzen ihre Umgebung frei von Mäusen und Ratten. Auf Rattengift kann und muss dann sogar verzichtet werden, was aus Tier- und Umweltschutzsicht zu begrüßen ist.

Schlusslicht Hamburg: Ohne Katzenschutzverordnung hört das Elend der freilebenden Katzen nicht auf.
Katzenschutzverordnung muss endlich kommen

Wir fordern seit Jahren, mit einer Katzenschutzverordnung (KVO) das Problem der verwilderten Hauskatzen an der Wurzel zu packen. Denn Katzen, die ein Zuhause haben, aber unkastriert frei herumlaufen, sind der Ursprung der Streunerpopulationen. Wie in der jüngst in Berlin in Kraft getretenen Verordnung, würde eine KVO die Registrierungs- und Kastrationspflicht für alle Freigängerkatzen in der Hansestadt beinhalten. Hamburg ist das letzte Bundesland, dem eine derartige oder ähnliche Verordnung fehlt. Wir fragen uns, warum die Entscheidung so lange braucht: Nach einer Prüffrist, die bereits am 31. März endete, war der Hamburger Senat gebeten worden, der Bürgerschaft zu berichten, ob eine Katzenschutzverordnung in Kraft treten kann. Bis jetzt ist nichts passiert.

Ein Vorzeigeplatz mit warmen Schlaf- und hochgestellten Futterhütten sowie Kletter- und Spielmöglichkeiten.
Jedes Jahr eine nächste Generation im Elend

Derweil hört das Elend nicht auf und jedes Jahr wieder, zur Paarungszeit der Katzen, graut den Tierschützerinnen und -schützern vor den Bildern, die sich ihnen bieten: Streunerkatzen und ihre Welpen, die an Auszehrung durch Unter- und Mangelernährung, Ungezieferbefall und Krankheiten sterben. Jede zweite Fundkatze ist in einem schlechten Zustand, etwa 16 Prozent werden tot gefunden, versterben unmittelbar nach dem Auffinden oder müssen von ihren Leiden erlöst werden. Die durchschnittliche Lebenserwartung erwachsener und unkastrierter Straßenkatzen liegt bei nur zwei bis fünf Jahren. Die zahlreichen Katzenbabys müssten nicht in eine unsichere und leidvolle Zukunft geboren werden – wenn sie die ersten Monate überhaupt überleben, vermehren sie sich zweimal jährlich weiter und sorgen für die nächsten Generationen im Elend. Durch die ständige Vermehrung werden es immer mehr Tiere, die auf betreuten Futterplätzen untergebracht werden müssen – und solch einen nicht finden: Der ungewollte Katzennachwuchs bringt das Tierheim an seine Belastungsgrenzen.