Den Stadttauben in Hamburg geht es sehr schlecht – sogar viel schlechter als in vielen anderen deutschen Städten. Das bekommen auch wir bei uns im Tierheim zu spüren: Die Zahl der gefundenen Tiere, die in unsere Obhut kamen, bewegt sich seit Beginn der Pandemie fast durchgehend an unserer Kapazitätsgrenze. Aktuell können wir sogar keine Jungtauben mehr von anderen Vereinen aufnehmen und aufziehen. Bei akuten Notfällen jedoch lehnten und lehnen wir die Aufnahme weiterhin nicht ab (vom Bezirksamt Hamburg-Mitte bekamen wir allerdings im März zwei kurzzeitige Aufnahmestopps für Tauben auferlegt).
Und so steigen die Zahlen kontinuierlich und damit auch das Leid der Tauben, unsere logistischen, finanziellen und personellen Engpässe und auch die Probleme in der Stadt. Dabei handelt es sich bei Stadttauben um verwilderte Haustauben und deren Nachfahren, für deren Wohlergehen auch laut eines Rechtsgutachtens Städte und Kommunen zuständig sind – wie bei einem gefundenen Haustier. Wir sind daher mit dem Hamburger Stadttauben e.V. völlig einer Meinung und unterstützen die folgenden Forderungen in der Pressemitteilung unseres Kooperationspartners!
Pressemitteilung des Hamburger Stadttauben e.V. vom 30. Mai 2022
Tierschützer aus dem Taubenschutz schlagen Alarm: Die Stadt lässt uns hängen!
Bereits seit vielen Jahren ist die Politik in Hamburg nicht bereit, sich um das Taubenproblem in Hamburg zu kümmern. Entsprechende Anträge in der Bürgerschaft wurden stets abgeschmettert, teilt der Hamburger Stadttauben e.V. mit.
Im Oktober 2021 wurde nun ein Gutachten des Juristen Dr. Christian Arleth aus Berlin in Zusammenarbeit mit dem Ornithologen Dr. med. vet. Jens Hübel (siehe Anhang) veröffentlicht, das zum Ergebnis hat, dass die Kommunen sich sehr wohl um die Stadttauben kümmern müssten, weil sie Nachkommen von Haus- und Brieftauben seien. Dies wurde inzwischen auch genetisch nachgewiesen. Somit sind Stadttauben keine Wildtiere, sondern tatsächlich Fundtiere wie Straßenkatzen und –hunde.
Doch die Stadt Hamburg verschließt die Augen und handelt nicht. Auf Bezirksebene war der Verein bereits ebenfalls aktiv. Dort hat man angeblich keine Gelder für Taubenschläge. Andere Städte, wie München z.B., haben längst ein jährliches, fünfstelliges Budget für den Bau von Taubenschlägen.
Derzeit hat sich die Situation dramatisch zugespitzt und die Taubenschützer*innen schlagen Alarm: der Hamburger Tierschutzverein verweigert inzwischen die Annahme von Tauben, weil die Betreuung nicht mehr gewährleistet sei. Sie können die Arbeit nicht mehr bewältigen. Auch Pflegestellen von ehrenamtlichen Privatpersonen sind längst mit ihren Kapazitäten am Ende.
Die Veterinärämter sind nicht imstande, zu helfen. Eine Lösung muss her.
Aber: wohin mit den Tauben?
Gäbe es Taubenschläge in Hamburg und damit eine Kontrolle der Population durch Eiertausch, wäre das Problem mit Sicherheit kleiner.
Wir fordern daher die Freie und Hansestadt Hamburg auf ihre Verantwortung den Stadttauben gegenüber nicht weiter Ehrenamtlichen zu überlassen oder den Hamburger Tierschutzverein auszunutzen, sondern sich der eigenen Verantwortung zu stellen und aktiven Taubenschutz zu betreiben.
Mit freundlichen Grüßen
Marion Oechsle Andrea Scholl Maria Hanika
Vorstand des Hamburger Stadttauben e.V.