Keine artgemäße Unterbringung: Das Gehege für die Waschbären (r.).

30. August 2018

Riesenerfolg für den Tierschutz: Die Bezirksversammlung Altona hat Donnerstagabend den tierfeindlichen Masterplan für das Wildgehege Klövensteen einstimmig gestoppt. Nicht ganz freiwillig: Am 22. August hatte die Bürgerinitiative „Klövensteen soll leben“ unterstützt vom Hamburger Tierschutzverein ein Bürgerbegehren gegen die gigantischen Umbaupläne für das Wildgehege angemeldet.

Es gab von den Parteien gleich mehrere Anträge zum Masterplan am Ende aber taten sich alle Faktionen der Bezirksversammlung zusammen und schlossen sich dem Bürgerbegehren inhaltlich an. Damit hatte vor gut einer Woche, als das Bürgerbegehren beantragt wurde, keiner rechnen können. Zwar muss die Bezirksamtsleitung formell den politischen Beschluss noch umsetzen. Dass sie es tut, gilt aber als sicher.

Thure Timmermann von der Bürgerinitiative (l.) und Frank Wieding vom Hamburger Tierschutzverein. Foto: Sun/MOPO

„Ein toller Erfolg für den Tierschutz. Wir haben kritisiert, dass das Einsperren von Tieren in Gehegen und Käfigen nichts mit Tier- und Naturschutz oder Waldpädagogik zu tun hat und freuen uns, dass der Masterplan vom Tisch ist“, sagte Frank Wieding, Leiter der HTV-Öffentlichkeitsarbeit, nach dem Beschluss. Er hatte für den Hamburger Tierschutzverein das Bürgerbegehren der Bürgerinitiative mit angemeldet. „Jetzt müssen die Lebensbedingungen insbesondere der in Gehegen eingesperrten Wildtiere schnell verbessert werden. Der Hamburger Tierschutzverein steht mit seinem Fachwissen für Gespräche und Beratungen gerne zur Verfügung. Wir bringen unsere Erfahrung als Norddeutschlands größte Wildtierstation ein.“

Auch Thure Timmermann von der Bürgerinitiative „Klövensteen soll leben“ ist sehr erfreut: „Ein riesengroßer Erfolg für den Schutz des einzigartigen und wertvollen Naturraums Klövensteen und für die vielen Bürgerinnen und Bürger, die eine Entwicklung des Wildgeheges zu einem Freizeitpark ablehnen, aber eine nachhaltige Sanierung befürworten. Mit dieser Reaktion, so kurz nach der Anmeldung unseres Begehrens, konnten wir nicht rechnen. Umso größer ist die Freude über den großen Zuspruch und die schnelle Entscheidung der Bezirksversammlung. Das zeigt, dass die Entwicklung des Klövensteens eine Herzensangelegenheit ist.“

Trauriges Bild: Ein eingesperrter Uhu im Wildgehege Klövensteen.

Hart ins Gericht gingen die Politiker der Bezirksversammlung mit Altonas Bezirksamtsleiterin Dr. Liane Melzer. Sie hatte das „Projekt Masterplan“ nicht nur am Bürger, sondern auch an der Politik vorbei geplant über den Unmut in den Parteien hatten wir schon berichtet. „Über das Projekt wurde der Mantel des Schweigens gelegt“, kritisierte die FDP-Fraktionsvorsitzende Katarina Blume erneut. „So kann man Projekte nicht anpacken, die auf große Zustimmung der Bevölkerung angewiesen sind.“ Auch die SPD war geläutert, die dem Masterplan lange Zeit was Positives abgewinnen konnte. „Ich finde es gut, dass wir heute einen Schlussstrich ziehen können“, sagt Henrik Strate von der SPD. „Wir haben uns von Anfang an gegen dieses überdimensionierte Projekt ausgesprochen“, so Gesche Boehlich von den Grünen. „Nun lassen wir mal Ruhe einkehren und treten dem Bürgerbegehren bei.“

Der Masterplan sah gravierende Veränderungen für das kleine Wildgehege unweit des Naturschutzgebietes Schnaakenmoor vor. So sollten ein Wolfswald, Waldcampus, Waldbühne, Waldschule und noch einiges mehr entstehen. Dafür sollten mindestens 56 Tierarten in Käfigen und Gehegen eingesperrt werden – fast fünfmal so viele wie jetzt auf dem Areal leben. Allein für den Waldcampus sollte ein fast 1.600 Quadratmeter großes Gebäude errichtet werden. Den Hamburger Tierschutzverein empörte besonders die große Zahl neuer Wildtiere, die im Klövensteen eingesperrt werden sollten. Wildkatze, Luchs, Wolf, Fuchs, Dachs oder Waldwiesel zum Beispiel. „Das Einsperren von Tieren in Gehegen und Käfigen offenbart eine wenig empathische Haltung der Planer gegenüber unseren Mitgeschöpfen“, schrieben Sandra Gulla und Katharine Krause für den Vorstand des Hamburger Tierschutzvereins an Bezirksamtsleiterin Dr. Liane Melzer. „Eine artgerechte Haltung kann es für Wildtiere in Gefangenschaft nicht geben.“ Das gilt besonders auch für das geplante Wolfsgehege: „Sie können diesen Tieren und ihren Bedürfnissen in Gefangenschaft nicht gerecht werden. Vielmehr muss unser aller Anstrengungen darin liegen, den Wolf in seinem natürlichen Habitat vor der Verfolgung durch den Menschen zu schützen.“

Der Brief unseres Vorstandes an Bezirksamtsleiterin Dr. Liane Melzer ist vom 2. Juni – und wurde bis heute nicht beantwortet. Auch das ist ein Zeichen dafür, welchen Stellenwert der Tierschutz für die Leitung des Bezirksamtes offenbar hat. Unterdessen versuchten in den vergangenen Wochen einige glühende Befürworter des Wildtier-Zoos die Bedeutung des Masterplanes als Gesamtkonzept klein zu reden und aus ihm eine Ideensammlung zu machen. Auf 120 Seiten wurde der gigantische Umbau in dem Masterplan erläutert, ein Projekt griff in das nächste – „ein schlüssiges und kreatives Gesamtkonzept“, zeigte sich Bezirksamtsleiterin Dr. Liane Melzer im Vorwort begeistert. Und auch der „Förderverein Klövensteen“, der den Masterplan mit fast 120.000 Euro bezahlt hatte, lobte, „gemeinsam einen fundierten Plan entworfen zu haben“. Ein Masterplan ist ein klarer Plan mit Realisierungsvorgaben, sagte die FDP-Fraktionsvorsitzende Katarina Blume in der Bezirkversammlung.

Dieses Plakat von "Klövensteen soll leben" hängt in Rissen.

Die Bürgerinitiative wehrt sich unteredessen gegen den „Förderverein Klövensteen“, der mit einem „Horror-Szenario und Diffamierungen“ versucht, Stimmung gegen die Bürgerinitiative „Klövensteen soll leben“ und die Fachverbände zu machen. In einer Presseerklärung vom 30. August 2018 behauptet der Förderverein, dass das Wildgehege durch das von der Bürgerinitiative angemeldete Bürgerbegehren vor dem Aus stünde. Das ist falsch. „Es ist ein Märchen, dass das Wildgehege morgen untergeht“, betonte auch Gesche Boehlich von den Grünen in der Bezirksversammlung.