Unter den Kadavern auf dem Grundstück waren viele Lämmer.

In einer Moorwerder Schäferei werden Schafe und Hütehunde trotz dringender Notwendigkeit medizinisch nicht betreut, misshandelt und vernachlässigt. Tote Lämmer liegen auf den Weiden, Tiere mit gebrochenen Gliedmaßen werden sich selbst überlassen und sterbend wie Abfall entsorgt und Schafe ohne Betäubung getötet. Gerade am 1. September 2019 riss einer der Hütehunde ein Schaf und biss ihm Teile des Gesichts weg. Laut Zeugenaussage wurde das Tier anschließend durch den Schäfer erstochen.

Dem Hamburger Tierschutzverein (HTV) liegen mehrere Meldungen zu massiven Missständen bei der Haltung der etwa 1.000 Schafe und zu unrechtmäßigen Tötungen von Tieren an der Süderelbe vor. Der Deichschäfer hat einen Vertrag mit der Freien und Hansestadt Hamburg für die entgeltliche Beweidung mit Schafen auf Deichflächen im Zuständigkeitsbereich Hamburg Mitte – wird also aus öffentlicher Hand finanziert.

Das Veterinäramt Mitte greift nicht ein

Den Schafen wird ohne Betäubung die Kehle durchgeschnitten.
Die Tiere bluten aus, bis sie sterben.
Seit dem 31. Mai 2019 versuchen wir das zuständige Bezirksamt Mitte zu einem effektiven Eingreifen zu bewegen. Da weder den Zeug*innen noch uns geantwortet wurde, sendeten wir Anfang August den vollständigen Sachverhalt mitsamt Beweisfotos auch an Bezirksamtsleiter Falko Droßmann persönlich und forderten ihn auf, endlich behördlich umfassend einzugreifen. Bereits zu diesem Zeitpunkt wiesen wir daraufhin, dass wir nötigenfalls die Öffentlichkeit um Hilfe bitten würden.
Als Antwort wurde uns mitgeteilt, dass die Schäferei der behördlichen tierschutzrechtlichen Überwachung durch das Bezirksamt Mitte unterliegt. Und tatsächlich liegt uns ein Behördenschreiben vor, dass bestätigt, dass es Kontrollen seitens der zuständigen Amtsveterinärinnen am 10. Mai, 27. Mai und 25. Juni 2019 gab.

An den gesetzeswidrigen Zuständen änderte sich aber nichts. Eine Besserung für die Schafe trat auch nicht durch erneute behördliche Kontrollen am 09. und 13. August 2019 ein. Davon machten auch wir selbst uns ein Bild. Als wir am 29. August vor Ort waren, trafen wir Tiere mit schweren Lahmheiten und schweren Klauenveränderungen an, Trinkwasser stand den Tieren nicht zur Verfügung. Einige Tiere waren ungesichert und liefen auf der Straße herum. Auf dem Gelände fanden sich Schafsknochen und etliche Schädel.

Sowohl auf den Weideflächen als auch auf dem Hof liegen Kadaver und Überreste toter Schafe verteilt.
Schwer verletzte Tiere erhalten keine medizinische Versorgung.
Durch die schlechten Zäune verletzen sich viele Tiere.
Dieses Schaf wurde von einem Hund des Schäfers schwer verletzt.

Amtlich gesetzte Fristen zur Beseitigung der Mängel wurden nicht eingehalten. Uns ist nicht nachvollziehbar, warum das Bezirksamt Mitte den Vertrag nach Bekanntwerden der eklatanten Vertragsverletzungen und Gesetzesverstöße nicht unverzüglich gekündigt hat. Wir haben den Eindruck, dass das Problem ausgesessen werden soll: Ende des Jahres läuft der Vertrag aus.

Als Tierschutzverein können wir nicht akzeptieren, dass das Leid der Tiere bis dahin weitergeht. Unsere Unterstützungsangebote wurden behördlicherseits ignoriert, selbst unsere Bitte um Informationen über eingeleitete Maßnahmen. Vielmehr wurde zumindest einem Zeugen von einer Amtsveterinärin des Bezirks Mitte geraten, sich nicht mehr an den HTV zu wenden.

Wir fordern im Gegensatz dazu die Bevölkerung dringend auf, Beobachtungen zum Leid der Schafe vom Moorwerder Hauptdeich der Tierschutzberatung des HTV zu melden. Diese ist montags bis freitags telefonisch zwischen 10 und 14 Uhr unter folgender Nummer erreichbar: Tel. (040) 21 11 06-25. Oder schreiben Sie uns eine E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Ihre Angaben werden vertrauensvoll behandelt. Bereits jetzt bereiten wir eine Strafanzeige gegen den verantwortlichen Schäfer vor Mittlerweile stellt sich uns aber auch die generelle Frage, ob die Deichschäferei durch die Stadt Hamburg auf die bisherige Weise überhaupt tierschutzgerecht erfolgen kann.

Beispiele für Verstöße, die uns bekanntgemacht wurden:

Bei Temperaturen über 35 Grad Celsius stand den Schafen, die zur Deichpflege die Grünlandflächen am Moorwerder Hauptdeich weiden, kein Wasser zur Verfügung. Passant*innen entdeckten leblose Lämmer und legten sie in die leeren Wasserbottiche. Ein Mutterschaf stand apathisch und mit einem Euter, das fast bis zum Boden hing, abseits der Herde – unbeachtet vom Schäfer und sich selbst überlassen. Die offene Wunde eines lebenden Schafes war mit Maden bevölkert. Mindestens ein Schaf hatte einen abgestorbenen Huf und konnte nicht mehr auftreten. In der Wäschekammer der Schäferei wird Schafen, ohne sie zuvor zu betäuben, die Kehle durchgeschnitten, sie sterben elendig durch Ausbluten bei vollem Bewusstsein. So wurde auch mit einem verletzten Tier verfahren, welches zuvor drei Tage mit gebrochenem Bein ohne Futter und Wasser auf einem Anhänger vor sich hinvegetierte. Der Schäfer nahm Tötungen vor, wie er gegenüber der Behörde selbst zugab und auch Zeugenaussagen bestätigen. Einem Lamm zertrümmerte er mit einem Hammer den Schädel und ließ es danach ausbluten. Zwei Zeuginnen, die massive Misshandlungen der Hütehunde durch Schläge und Tritte beobachteten, brachten dies zur Anzeige. Zeugenaussagen, umfassende Videoaufnahmen und Fotomaterial belegen das schreckliche Leiden der Tiere auf dem Hof.