Um das Katzenelend auf Hamburgs Straßen zu minimieren, ist unser HTV-Katzenrettungsteam sehr aktiv. Was wir unternehmen, berichten wir hier in lockerer Folge anhand von Beispielen aus dem Katzenrettungsalltag. Heute erzählt HTV-Vorstandsmitglied Stefanie Bauche am Beispiel von Kater Baghira, wie schwer ein Streunerleben auf Hamburgs Straßen sein kann.
Baghira ist ein Streuner-Methusalem von geschätzt 14 Jahren. Er wurde von unserer Katzenrettung entdeckt, eingefangen, in der HTV-eigenen Praxis kastriert und wieder an seinen alten Platz zurückgebracht, an dem er bereits viele Jahre lebte. Er wurde gut von einer Mitarbeiterin der Firma, auf deren Gelände er lebte, versorgt und hatte so ein leichteres Leben als andere Straßenkatzen. Er ist erstaunlich alt für die lebensfeindlichen Zustände da draußen. Mit der Zeit gewöhnte er sich an die Person, die ihn täglich fütterte, und ließ sich von ihr streicheln. Im Herbst änderte sich Baghiras glückliches Leben dramatisch. Die Firma meldete sich beim HTV: Das Tier müsse „jetzt sofort weg“, es störe. Stefanie Bauche: „Wir baten den Firmeninhaber, Gnade walten zu lassen und dem alten Kater für die letzten möglichen Jahre seine Heimat zu lassen, er ließ leider nicht mit sich reden.“ Was für ein Unglück, dass es genau hier einen Menschen gab, dem das Leid eines alten, lieben Streuners egal ist.
Nun war guter Rat teuer. Aus Erfahrung wissen wir: Je älter eine Straßenkatze ist, desto schwerer ist die Umsiedlung an einen neuen Streunerplatz. Baghira hatte außerdem viele Jahre allein gelebt und würde vermutlich mit einer Katzengruppe nicht gut zurechtkommen. War er mittlerweile genug an Menschen gewöhnt, um sich bei ihnen wohlzufühlen? Ein Versuch der lieben Fütterin, ihn vom Firmengelände an ihr Zuhause zu gewöhnen, scheiterte unglücklicherweise: Leider entsetzte ihn der Aufenthalt in geschlossenen Räumen so sehr, dass seine Vertrautheit nicht reichte. Er lebte einige Wochen hinter dem Kleiderschrank, es musste also eine andere Lösung gefunden werden. Sein Vertrauen in die Menschen verlor Baghira endgültig, als der Schrank bewegt werden musste, um ihn dahinter herauszuholen.
Unser Katzenrettungsteam stand vor einer Herausforderung: „Wir müssen in jedem einzelnen Fall abwägen, mit welcher Vorgehensweise wir den Tieren den geringstmöglichen und wirklich nur notwendigen Stress zumuten. Es ist immer ein Versuch, wie wir ihnen am besten helfen können. Hier entschieden wir, Baghira ohne Umweg über die Tierheimpraxis direkt in unser Auswilderungsgehege an den Spezialfutterplatz für schwierige Fälle zu bringen. Leider zeigte uns die Kamera, dass er sich nur nachts aus seiner Schlafbox traute und nur sehr verhalten bewegte“, so die Leiterin des HTV-Katzenrettungsteam Monika Freytag.
Es sah so aus, als wenn etwas gesundheitlich nicht stimmte, sodass Baghira doch für eine Untersuchung in der HTV-Praxis wieder eingefangen werden musste. Das war nicht einfach, weil er nun extrem ängstlich geworden war. Die Untersuchung ergab: Während des langen Aufenthalts hinter dem Schrank waren seine Krallen zu lang geworden und nun konnte er nicht mehr schmerzfrei auftreten. Ansonsten zeigte sich dieser alte Kerl erstaunlich gesund: Blutwerte, Zähne, Fitnesszustand – alles super.
So konnte er bereits am nächsten Tag von Stefanie Bauche aus dem Tierheim wieder abgeholt und zurück in sein neues Zuhause gebracht werden (siehe Video 1 unten). Unsere Aufnahmen mit der Nachtsichtkamera beweisen: Es geht Baghira schon deutlich besser und er tobt nun nachts durchs Gehege statt zu schleichen. Mit großem Eifer und Erfolg jagt er Nachtfalter und wetzt jede Nacht gründlich seine Krallen (siehe Video 2 unten). Dieser Kater musste wirklich viel durchmachen, aber langsam scheint er sich sicher zu fühlen und wir können ihn wohl bald freilassen. Dann wird er mit Simba, einem weiteren Methusalem-Kater, zusammen versorgt werden. Und vielleicht schafft er es doch noch einmal, Menschen wieder zu vertrauen - wir haben einen Hoffnungsschimmer.
Monika Freytag: „Baghira ist ein trauriges Beispiel dafür, wie wertlos Straßenkatzen für viele Menschen sind. An vielen Orten werden Streuner nicht geduldet, sie werden verjagt, ihre Schlafhäuser zerstört, ihr Futter entfernt. Es kommt sogar vor, dass mit Luftgewehren auf die armen Tiere, die niemandem etwas tun, mutwillig geschossen wird. Ich kann nicht allen Katzen einen schönen Lebensort verschaffen, dafür reichen die Angebote für neue Streunerfutterplätze bei weitem nicht. Aber mein Team und ich stehen jeden Tag wieder da und tun alles, um den Streunern auf Hamburgs Straßen zu helfen.“
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Da es immer wieder vorkommt, dass von uns versorgte Streuner ihren Futterplatz verlieren, appelliert Stefanie Bauche an Firmen, Gebäudeverwaltungen und Grundstückseignerinnen und -eigner: „Für unsere heimatlos gewordenen, freilebenden Katzen suchen wir dringend verkehrsarme, etwas abgelegene Plätze, an denen wir ein Eingewöhnungsgehege aufbauen und die scheuen Tiere ansiedeln dürfen.“ Unser Verein besitzt zwei mobile Gehege, in denen Straßenkatzen an neue Futterstellen gewöhnt werden, nachdem sie zuvor im HTV kastriert und bei Bedarf darüber hinaus tierärztlich versorgt wurden.
Melden Sie sich bitte, wenn auch Sie einen geeigneten Platz zur Verfügung stellen können, an dem scheue Straßenkatzen leben und versorgt werden dürfen:
Wir suchen auch immer katzenliebe Menschen, die das HTV-Katzenrettungsteam ehrenamtlich unterstützen möchten! Erfahren Sie mehr hier.