Nach Wochen der intensiven Ermittlungsarbeit durch den Hamburger Tierschutzverein (HTV), hat unsere Tierschutzberatung den Halter der stark vernachlässigten Husky-Hündin Tonka ermittelt. Die Aussetzung der Hündin hat es nie gegeben, diese wurde von Tonkas Halter frei erfunden.
Die knapp zwei Jahre alte Hündin Tonka war am 9. Dezember 2019 in unsere Obhut gelangt, nachdem sie angeblich ganz allein auf der Veddel in einem Industriegebiet herumgelaufen war. Zwei Männer hatten sich als ihre vermeintlichen Finder ausgegeben und sie zu uns ins Tierheim gebracht. Wie sich nun herausstellt, ist einer davon Tonkas ehemaliger Halter.
Bei der Aufnahme war Tonkas Haut aufgrund eines Milbenbefalls bereits großflächig entzündet und blutig, an vielen Stellen fehlte das Fell. Unsere Tierärzt*innen vermuteten, dass die Erkrankung bereits seit mehreren Monaten bestand und offensichtlich nicht medizinisch behandelt wurde. Zudem war Tonka sichtlich abgemagert und ihre Krallen viel zu lang.
Erfolg als Anwalt*innen der Tiere
Über Tonkas Mikrochip fand unsere Tierschutzberatung nach umfangreicher Ermittlungsarbeit eine Tierarztpraxis in Neugraben. Dort waren sowohl Daten von Tonkas Züchter als auch der ehemaligen Halter bekannt. Aus Datenschutzgründen bekamen wir an dieser Stelle keine weiteren Auskünfte und übergaben unseren aktuellen Ermittlungsstand an die Polizei. Währenddessen ergaben sich für unsere Tierschutzberatung weitere Verdachtsmomente, die Fragen an den Schilderungen von einem der beiden Finder aufkommen ließen. Unsere Tierschutzberaterinnen stellten die Aussagen der Finder auf den Prüfstand und holten weitere Zeugenaussagen ein. Mehrere Spuren führten in die gleiche Richtung, sodass sich am Ende ein eindeutiges Bild abzeichnete: Die Geschichte von der allein umherirrenden Hündin war frei erfunden. Der vermeintliche Finder ist Tonkas Halter und verantwortlich für ihr monatelanges Leid.
Zu Beginn von Tonkas Hauterkrankung hat der ehemalige Halter nach unserem Wissen versucht, sich Hilfe zu holen – es konnten sogar vereinzelte Tierarztbesuche durch uns nachvollzogen werden. Leider ist ebenso ersichtlich, dass die tierärztliche Behandlung viel zu unregelmäßig stattgefunden hat und am Ende vom Halter abgebrochen wurde. Unseren Erkenntnissen zufolge ist Tonka letztmalig im Oktober 2019 behandelt worden. Zu diesem Zeitpunkt litt sie bereits unter erheblichem Juckreiz. Derzeit müssen wir davon ausgehen, dass sie über einen Zeitraum von mindestens zwei Monaten stark gelitten hat und ihr Halter dem Rat des Tierarztes, den Hund erneut in der Tierarztpraxis vorzustellen und mit Medikamenten zu versorgen, nicht gefolgt ist. Hätte er sich stattdessen hilfesuchend an uns gewandt, hätten wir sicherlich eine gemeinsame Lösung für Tonka gefunden.
Auch wenn die Husky-Hündin nicht, wie anfangs angenommen, ausgesetzt wurde, liegt in diesem Fall eine Straftat nach § 17 des Tierschutzgesetzes vor, da dem Tier eine dringend notwendige medizinische Behandlung vorenthalten wurde und dem Tier dadurch erhebliche Leiden und Schmerzen zugefügt wurden. Eine solche Straftat kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden. Wir haben Strafanzeige gegen den ehemaligen Halter von Tonka gestellt.
Holen Sie sich Hilfe!
Dieser Ermittlungserfolg verdeutlicht einmal mehr, wie bedeutend die Arbeit unserer Tierschutzberatung für Tiere in Not ist. Sie geht dabei weit über den Einzelfall hinaus, denn: Ein unverantwortliches Handeln, wie im Fall von Tonkas Halter, können und werden wir nicht tatenlos hinnehmen. Egal aus welchen Gründen Halter*innen nicht mehr für die Versorgung ihrer Tiere aufkommen können oder wollen, das Lebewesen sollte unbedingt persönlich in einem Tierheim abgegeben werden. Bei der Abgabe können wichtige Informationen, wie in diesem Fall gesundheitliche Besonderheiten und Vorerkrankungen, besprochen werden.
Auch wenn abschließend nicht vollständig geklärt werden konnte, aus welchen Gründen Tonkas Halter so gehandelt hat, stellt unsere 1. Vorsitzende Sandra Gulla klar: „Jedes Tier das Hilfe benötigt, wird bei uns Hilfe bekommen! Die Halter müssen aber den Anstand haben zu uns zu kommen, dann finden wir eine gemeinsame Lösung. Der aktuelle Fall zeigt wieder einmal, dass Lügen und der Versuch uns zu betrügen, die Angelegenheit nicht besser machen.“
Um noch mehr Aufklärungsarbeit zu leisten, dass niemand sein Tier aufgrund einer Notlage unversorgt lassen oder gar aussetzen muss, arbeitet unsere Tierschutzberatung aktuell an einer Informationsbroschüre, die auch in mehrere Sprachen übersetzt wird. So wollen wir anderen Tieren ein Schicksal wie das von Tonka ersparen.
Für die Arbeit der Tierschutzberatung erhalten wir keinerlei öffentliche Mittel. Wenn Sie unsere Arbeit richtig und wichtig finden, freuen wir uns daher sehr über Ihre Spende, die unsere ermittelnde Tierschutzarbeit erst möglich macht. Sie können entweder über unser Online-Formular spenden oder Sie spenden per Überweisung auf unser Spendenkonto:
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Betreff: „Tierschutzberatung“