Unsere Tierschutzberaterinnen Sina Hanke und Alena Kramer sprachen mit angehenden und Aufstiegsbeamt*innen über unsere wichtige Arbeit als Anwält*innen der Tiere. Dabei schilderten sie auch aktuelle Fälle und erläuterten, wie die Zusammenarbeit mit den Behörden funktioniert.
16 Studierende und Prof. Dr. Thomas Cirsovius von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) wurden von unseren Kolleginnen der Tierschutzberatung im Grünen Saal des Tierheims begrüßt. Bereits seit mehreren Jahren kommt Prof. Dr. Thomas Cirsovius mit Hochschüler*innen des Studiengangs Public Management zu uns ins Tierheim, um ihnen Einblicke in die Aufgabenbereiche unserer Tierschutzberatung und die Zusammenarbeit des Hamburger Tierschutzvereins (HTV) mit den Bezirks- bzw. Veterinärämtern zu verschaffen. Unsere Tierschutzberatung arbeitet Hamburg weit mit sieben Veterinärämtern und knapp 30 Amtstierärzt*innen zusammen. 2019 wurden bei uns 820 tierschutzrelevante Fälle gemeldet, die über eine telefonische Beratung hinausgingen – fast 200 mehr als im Vorjahr. In 28 Fällen wurde im Weiteren strafrechtlich ermittelt, davon in 20 Fällen nach Anzeige des HTV und in einem weiteren Fall wurde von uns eine Ordnungswidrigkeitsanzeige gestellt. Die Zahl der geahndeten Fälle ist vergleichsweise gering. Das liegt auch daran, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen die Ahndung von Tierschutzverstößen häufig erschweren – umso erfreulicher ist jeder Erfolg unserer Tierschutzberatung zum Wohle der Tiere.
Langer Atem bei Ermittlungen gegen Tierschutzverstöße
Unsere Tierschutzberaterinnen erhalten täglich durchschnittlich 15 Anrufe mit Hinweisen auf Tierschutzverstöße aus der Bevölkerung. Sina Hanke erläutert: „Es wird immer mehr gemeldet, da die Menschen sensibilisierter für das Thema Tierschutz sind und wir regelmäßig Fahndungsaufrufe an die Öffentlichkeit geben.“ Sie ergänzt: „So steigt auch die Zahl der Tiere, die wir mithilfe unserer Ermittlungen aus massiven Notlagen befreien können.“
Einige brisante Tierschutzfälle stellten Sina Hanke und Alena Kramer während des Vortrags vor: Dazu gehört der Fall des Deichschäfers, in dem unsere Tierschutzberatung monatelang mithilfe von Zeugen und Einsätzen vor Ort ermittelte und öffentlich machte, wie zahlreiche Tiere der Herde massiv gequält und brutal sowie unerlaubt getötet wurden. In diesem Zusammenhang wurde auch über die Untätigkeit des zuständigen Bezirksamts Mitte gesprochen, welches dem Deichschäfer in der Öffentlichkeit sogar noch Rückendeckung gab und trotz gravierender Verstöße gegen das Tierschutzgesetz weder eine Haltungsuntersagung noch eine Sicherstellung der Tiere veranlasste.
Bei einem weiteren Einsatz unserer Tierschutzberatung wurden aus einem Animal-Hoarding-Haushalt in Großhansdorf etwa 150 Katzen gerettet, 13 davon nahmen wir in unsere sichere Obhut. Aber auch zahlreiche Fälle von Welpenhandel über eBay Kleinanzeigen beschäftigen unsere Kolleginnen aus der Tierschutzberatung leider immer wieder, da diese Form der Tierausbeutung floriert und rechtliches Vorgehen gegen die uns zum Teil sehr gut bekannten Händler schwierig ist. Unsere Tierschutzberaterinnen beweisen – wenn nötig – über Jahre einen langen Atem, um die Geschäfte mit den Tierkindern aufzudecken, nachzuweisen und die gehandelten Mitgeschöpfe zu befreien. Alle Erkenntnisse und Hinweise werden stets umgehend an die zuständige Behörde weitergegeben. Neben Ermittlungen von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz betreut die Tierschutzberatung Sicherstellungen und tierschutzrelevante Fundtiere sowie die Vor- und Nachüberprüfung im Rahmen der Vermittlung von Tieren aus dem HTV.
Konkretere Gesetze für erfolgreichen Tierschutz
Im Laufe des Vortrags hatten die Studierenden viele Fragen, unter anderem zu unserem Vorgehen gegen den Welpenhandel sowie zu den Maßnahmen des Bezirksamts Mitte gegen unser Tierheim, aber auch zur artgemäßen Haltung der uns anvertrauten Tiere auch über eine Vermittlung hinaus. Die Studierende Switlana Braun fragte während der Diskussionsrunde viel nach. Sie fasst den Besuch bei uns zusammen: „Ich fand besonders spannend, die vielfältige Arbeit der Tierschutzberatung kennenzulernen und auch die rechtlichen Möglichkeiten bei Tierschutzverstößen.“ Der Studierende Peter Kersten hat sich auch privat mit dem Tierschutz auseinandergesetzt: „Den Hamburger Tierschutzverein kenne ich bereits, da wir gern Tiere aus dem Tierheim adoptieren möchten. Mich hat besonders interessiert, wie Tiere in die Obhut des Vereins gelangen und wie der Ablauf bis hin zur Vermittlung und den Nachkontrollen ist.“
Zur behördlichen Zusammenarbeit hatte Sina Hanke noch einige Anregungen, wie sich das Zusammenwirken mit den Veterinärämtern verbessern ließe. So könnte durch öffentliche Stellen mehr Aufklärungsarbeit über Melde- und Beschwerdemöglichkeiten bei Tierschutzverstößen geleistet werden. Um Veterinärämter und Staatsanwaltschaften dauerhaft zu entlasten, ist für sie eine zusätzliche staatliche Tierschutzstelle denkbar sowie die haushaltspolitische Gewichtung zu Gunsten des Tierschutzes sinnvoll. Eine Konkretisierung des § 17 TierSchG hält unsere Tierschutzberaterin ebenfalls für eine wichtige Maßnahme, um eindeutige Tierschutzverstöße, bei denen das Gesetz bislang nicht greift, ahnden zu können. Abschließend ermutigte Alena Kramer, die selbst Polizeibeamtin war, die jungen Besucher*innen: „Es ist immer hilfreich, sich auch über den eigenen Arbeitsbereich hinaus Wissen anzueignen, um besser zu verstehen, wie die Gewerke ineinandergreifen und überhaupt erst fundierte Entscheidungen treffen zu können.“
Nach dem angeregten Wissensaustausch in der Runde resümiert Prof. Dr. Thomas Cirsovius
: „Es freut mich sehr, dass der Hamburger Tierschutzverein uns jedes Jahr wieder transparente Einblicke in seine wichtige Tierschutzarbeit gibt. Unsere Versuche, beim Bezirksamt Mitte einen Termin für ein Treffen zu bekommen, sind dagegen leider Jahr für Jahr gescheitert. Schade, dass dort laut eigener Aussage keine Zeit gefunden wird, wo doch mehrere Amtsveterinäre bezeichnenderweise stets Zeit finden, das Tierheim Süderstraße in einem Jahr überdurchschnittlich oft zu kontrollieren. Von vergleichbar intensiven Kontrollen anderer Tierhaltungen in Hamburg, etwa bei Hagenbeck, auf dem Schlachthof, in Heimtiergeschäften etc., habe ich übrigens bisher noch nicht gehört.“
Wir bedanken uns herzlich für das rege Interesse an unserer Tierschutzarbeit und freuen uns auf den nächsten Studien-Besuch!
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