Qualvolles Ausharren im Stau. Foto: Jo-Anne McArthur / We Animals with Eyes on Animals

Es wird viel darüber berichtet, was die Corona-Krise für Menschen bedeutet – doch auch für viele Tiere führt sie zu großem Leid! Über die Hamburger Stadttauben, denen wegen der Schließung von Restaurants und Cafés ihre Nahrungsgrundlage wegfällt und die ohne Eingreifen der Stadt Hamburg jämmerlich zu verhungern drohen, haben wir schon berichtet. Bundesweit spielen sich auch bei Tiertransporten dramatische Szenen ab. Die Tiere leiden jetzt noch mehr als ohnehin schon: Aufgrund verschärfter Grenzkontrollen stehen sie unversorgt stunden- bis tagelang in Staus an den Ländergrenzen. Statt die Transporte jetzt auszusetzen, wie unser Dachverband, der Deutsche Tierschutzbund, fordert, wurde die Durchführung von Lebendtiertransporten bis zum 1. Juni 2020 sogar noch vereinfacht.

Für Tiere wie Masthühner, Schweine oder Kühe sind die Zustände auf Lebendtiertransporten dramatisch: Immer wieder kommt es in Corona-Zeiten zu Rückstaus an den Grenzübergängen. In einem Megastau auf der A4 an der deutsch-polnischen Grenze bekamen Tiere tagelang weder ausreichend Futter noch Wasser und standen in ihren Exkrementen, weil die Einstreu nicht erneuert und die Tiere nicht abgeladen werden konnten. Kühe wurden nicht gemolken und brüllten vor Schmerzen. Und das ist leider kein Einzelfall: An anderen Grenzübergängen stauen sich die Transporter oftmals mehr als acht Stunden. Für die Tiere ist das nicht nur eine unsägliche körperliche Qual, sondern auch enormer Stress, zumal die Fahrten nach der Grenzüberquerung meist noch tausende Kilometer weitergehen.

„Schon unter normalen Umständen sind Lebendtiertransporte quer durch Europa und die Welt eine Tortur für die Tiere“, betont Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Er fährt fort: „Es braucht generell einen Stopp der Langstreckentransporte. Angesichts der dramatischen Lage muss man sofort damit beginnen.“ Gemeinsam mit 34 anderen europäischen Tierschutzorganisationen hat unser Dachverband die EU-Kommission daher schriftlich aufgefordert, Tiertransporte aufgrund der aktuellen Situation auszusetzen und am besten ganz abzuschaffen. Tierschutzgründe, aber auch die Gefahr der Corona-Ausbreitung durch die Fahrer, sprechen deutlich gegen eine Fortführung der Transporte.

Die Forderungen:

  • Aussetzen aller Exporte lebender Nutztiere zu Land und Wasser in Nicht-EU-Länder
  • Aussetzen aller Tiertransporte lebender Nutztiere von mehr als acht Stunden zwischen den Mitgliedstaaten
  • Schnelle Kommunikation zwischen den Veterinärbehörden und den zuständigen Anlaufstellen der Mitgliedstaaten sicherstellen
Ohne amtstierärztliche Kontrollen ist zu befürchten, dass die Tiere noch mehr leiden. Foto: Hamburger Morgenpost

Doch anstatt die Transporte in Zeiten von Corona einzuschränken oder zu verbieten, hat die EU-Kommission die Durchführung grenzüberschreitender Tiertransporte sogar stark vereinfacht: „Zur Aufrechterhaltung der Warenflüsse“ ist bei der Verladung der Tiere bis zum 1. Juni 2020 die Anwesenheit eines Amtstierarztes nicht mehr erforderlich. Damit sollen die Amtstierärzt*innen vor einer Corona-Infektion geschützt werden. Doch das Fehlen der Veterinäre bedeutet für die Tiere zusätzliche Qual – ohne amtliche Kontrolle steigt die Gefahr massiv, dass die Tiere nicht tierschutzgemäß behandelt werden. Ein Stopp der Transporte während der Corona-Krise hingegen würde den Schutz der Tiere und aller Beteiligten gewährleisten – und zudem das Risiko der Verbreitung des Coronavirus senken.