22. August 2018
Anlässlich des heutigen Tags der Fische fragen wir: Können Fische Schmerzen empfinden? Der Biologe und Verhaltensökologe Culum Brown von der Macquarie University in Sydney diskutiert in einem Artikel im Fachblatt "Animal Cognition" die Forschungserkenntnisse über das Schmerzempfinden, die Wahrnehmung und die Intelligenz von Fischen und kommt zu dem eindeutigen Schluss, dass Fische über alle nötigen Rezeptoren zur Schmerzempfindung verfügen.
Zudem seien Fische viel intelligenter, als die vorherrschende Meinung vermuten lässt: Sie verfügen über ein Langzeitgedächtnis, kooperieren miteinander, erkennen sich und ihr Gegenüber und leben in komplexen sozialen Gruppen.
Weltweit gibt es 32.000 bekannte Fischarten. Das sind mehr als alle anderen Wirbeltierarten zusammen. Die Hinweise, dass die Gehirne von Fischen unserem deutlich ähnlicher sind, als bisher gedacht, mehren sich. Warum also lehnt nur ein Fünftel der Deutschen das Angeln aus ethischen Bedenken ab, obwohl 40 Prozent der Meinung sind, dass das Angeln für die Fische schmerzhaft ist? Und warum sind Fische nach Mäusen die am häufigsten verwendeten Tiere in Tierversuchen?
Brown vermutet, dass, ob und warum wir Fische in unsere moralische Überlegungen miteinbeziehen oder nicht, entscheidend davon abhängt, welches Maß an Bewusstsein wir ihnen zusprechen. Wir würden von ihrem (angenommenen geringeren) Intelligenzgrad ableiten, ob wir sie als empfindungsfähige Wesen anerkennen und sie somit moralisch berücksichtigen müssen. Ob wir also eine Tierart vor Gewalt schützen, hängt seinen Erkenntnissen nach direkt davon ab, ob wir annehmen, dass diese Tiere empfindungsfähig sind und über ein Bewusstsein verfügen.
Da Fische keine Säugetiere sind, fällt es uns schwer, sie mit Walen oder Delfinen gleichzusetzen, nimmt der Forscher an. Die Wahrnehmung von Primaten, Elefanten oder Delfinen wird bereits seit 50 Jahren erforscht. Allerdings kann Brown zufolge der Mensch Fische kaum in ihrer natürlichen Umgebung beobachten, sondern meist nur in Gefangenschaft. Das Fehlen von für den Menschen nachvollziehbaren Gesichtsausdrücken erschwert es zudem, für diese Tiere Empathie zu empfinden.
Auch wenn Brown einräumt, dass es (noch) keine definitive wissenschaftliche Antwort auf die Frage nach dem Bewusstseinsgrad von Fischen gibt, kommt er zu dem Schluss, dass nicht die Verwandtschaft mit dem Menschen den Maßstab ausmacht, mit dem wir den Entwicklungsstand einer Tierart beurteilen können. Vielmehr sei es angesichts der zunehmenden Hinweise auf die ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten und das Schmerzempfinden von Fischen zwingend erforderlich, ihnen das gleiche Maß an Schutz und moralischer Berücksichtigung zukommen zu lassen wie jedem anderen Wirbeltier.