Pressemitteilung vom 17. Juli 2024
Morgen, am 18. Juli 2024, beginnen die Hamburger Sommerferien. Wenn ihre Menschen in den Urlaub starten, heißt das für zahlreiche Haustiere Abschied zu nehmen – und zwar für immer. Denn wieder wurden schon vor den großen Ferien vermehrt Tiere ausgesetzt. Erste Urlaubopfer hat der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. (HTV) bereits aufgenommen.
Die 1. Vorsitzende des HTV Janet Bernhardt ist entsetzt: „Trotz unserer Aufklärungsarbeit haben wir wieder sehr viele Aussetzungsopfer zu beklagen. Es macht mich wütend und traurig, dass es immer noch so gewissenlose Menschen gibt, die großes Leid oder gar den Tod ihres Haustieres in Kauf nehmen, indem sie es einfach aussetzen, bevor sie in den Urlaub fahren. Wer nicht zuhause bleiben mag, sein Tier nicht in den Urlaub mitnehmen kann oder keine vorübergehende Unterbringungsmöglichkeit findet, sollte ein Mindestmaß an Verantwortung zeigen und es bei uns im Tierheim abgeben, damit wir ein neues Zuhause suchen.“
Die Zahl der verlassenen und verstoßenen Tiere ist vor Beginn der Hamburger Sommerferien wieder hoch: So wurden in diesem Jahr vom 1. Juni bis zum 16. Juli 194 Tiere im Hamburger Stadtgebiet mutmaßlich ausgesetzt gefunden und ins Tierheim Süderstraße des HTV gebracht bzw. im Notfall vom vereinseigenen Tierrettungsdienst abgeholt. Die Dunkelziffer schätzt der Verein wesentlich höher ein, da nicht alle Tiere rechtzeitig gefunden werden und im Verborgenen sterben. Unter den mutmaßlichen Aussetzungen befinden sich zehn Hunde, 105 Katzen, elf Kleinsäuger, 45 Vögel, 13 Schildkröten, eine Schlange und neun Achatschnecken. Für 16 dieser Tiere (zehn Katzen und vier Vögel) kam sämtliche Hilfe zu spät: Sie verstarben noch auf dem Weg zur tierärztlichen Versorgung, schliefen trotz einer Behandlung für immer ein oder mussten trotz aller Bemühungen erlöst werden.
Wieder besonders viele ausgesetzten Katzen – Katzenschutzverordnung dringend nötig
Erfahrungsgemäß steigt die Zahl ausgesetzter Tiere während der großen Ferien weiter an und kann traurige Spitzenwerte von mehr als 50 Fällen pro Woche erreichen. „Wir machen uns auf mehr Tieraussetzungen während der Hamburger Sommerferien gefasst. Da unser Platz für Katzen durch die Sanierung des Alten Katzenhauses beschränkt ist, hoffen wir, dass wir nicht wieder einen Katzenstopp verhängen müssen“, sagt HTV-Vorsitzende Janet Bernhardt. Die hohe Anzahl aufgefundener Katzen, Katzenwelpen und sogar trächtiger Katzenmütter in den vergangenen Wochen zeigt, dass viel Nachwuchs ungewollt ist und die Menschen gerade in der Ferienzeit überfordert. Eine Katzenschutzverordnung, die beinhaltet, dass alle Katzen mit Freigang kastriert, gechippt und registriert werden, würde Abhilfe schaffen. Diese ist aber von der Freien und Hansestadt Hamburg bisher nicht umgesetzt worden – obwohl alle anderen Bundesländer zumindest ortsweise und teilweise schon jahrelang Erfolge mit derartigen Verordnungen haben.
Das sind Hamburgs erste Ferienopfer
Zahlreiche Tiere landen in diesen Wochen im Tierheim, weil sie ihren Menschen in der Ferienzeit lästig sind – die meisten von ihnen werden ausgesetzt und damit einem ungewissen Schicksal überlassen, wie die folgenden Beispiele zeigen:
Der kleine Pino wurde am 4.6.2024 an der Schmiedekoppel in Niendorf gefunden und zur Polizei gebracht. Vermutlich war er unbedacht angeschafft worden – und nun bei den Urlaubsplänen ihm Weg. Unsere Tierrettung holte den erst Ende März 2024 geboren Welpen zu uns ins Tierheim. Wir päppelten ihn auf, sozialisierten ihn mit anderen Hunden – und fanden ein Zuhause für den kleinen Kerl.
Die Malteserrüden Chip & Chap wurden am 29.6.2024 in der Hallerstraße in Rotherbaum auf einer Grünfläche gefunden und zur Polizei gebracht. Chip wurde circa 2022 geboren, Chap Ende Februar dieses Jahres. Unsere Tierrettung holte die beiden zu uns ins Tierheim. Gechippt waren die beiden nicht. Wir haben für die beiden ein neues Zuhause gefunden.
British-Kurzhaar-Kater Alex wurde am 29.6.2024 in der Bremer Reihe in St. Georg gefunden und zur Polizei gebracht. Er wurde in einer Transporttasche ausgesetzt, trug ein Halsband mit Glocke. Unsere Tierrettung holte ihn zu uns ins Tierheim. Der circa vier Jahre alte Kater litt, bevor er von uns eine Schmerzbehandlung bekam, unter äußerst schmerzhaften Hüftproblemen, die operiert werden müssen.
Offenbar sollten Stanley & Stacy im Müll entsorgt werden. Zum Glück wurden die zwei Monate alten Kätzchen am 5.7.2024 in einem Hinterhof in der Marktstraße auf St. Pauli gefunden. Sie saßen in einer Tüte neben Müllcontainern. Die dreifarbige Stacy und der schwarz-weiße Stanley sind in erbärmlichem Zustand: Sie haben Katzenschnupfen – ihre Augen sind entzündet und geschwollen. Wir päppeln die beiden nun auf.
Am gleichen Fundort wie Stanley & Stacy wurde am 1.7.2024 die zweijährige Katzendame Stella entdeckt – sie könnte die Mutter der Kätzchen sein und wurde vermutlich ebenfalls wie Müll behandelt. Wie gut, dass manche Menschen ganz genau hinsehen, wenn sich neben dem Müll etwas regt.
Otis ist eine ausgewachsene Griechische Landschildkröte, die damit unter Artenschutz steht. In einem sehr schlechten Zustand wurde der kleine Panzerträger am 8.7.2024 in der Parkstraße in Othmarschen gefunden und zur Polizei gebracht. Unsere Tierrettung holte Otis zu uns ins Tierheim, wo wir uns um seine Schnabelprobleme kümmern und versuchen, ihn wieder aufzupäppeln.
Der Wellensittich-Hahn Willy wurde am 9.7.2024 am Wiesendamm in Winterhude gefunden. Ihm fehlen die Steuerfedern, weshalb er nicht koordiniert fliegen und beim Sitzen und Laufen schlecht ausbalancieren kann. Hätte man ihn nicht gefunden, wäre der Kleine ein leichtes Opfer für Katzen oder Greifvögel geworden.
Löwenkopf-Mischling Ella wurde am 10.7.2024 in der Holsteiner Chaussee in Schnelsen gefunden. Die Kaninchendame saß – am Hinterteil verletzt und mit viel zu langen Krallen – auf einem Bewohnerparkplatz. Wer sie loswerden wollte, hatte wohl gehofft, hier würden sich Menschen des Kaninchens annehmen.
Kornnatter Pummel wurde am 9.7.2024 Marmstorfer Weg in Harburg gefunden und zur Polizei gebracht. Unsere Tierrettung holte die Schlange zu uns ins Tierheim. Das ausgewachsene Reptil muss lange ein Zuhause gehabt haben, in dem sie aber anscheinend nicht mehr gewollt war: Pummel war etwas zu gut genährt und ist bei uns erstmal auf Diät.
Mit seinem Käfig, in dem sich zumindest Futter und Wasser befanden, wurde der kleine Connor ausgesetzt. Der Kanarienvogel wurde am 9.6.2024 in der Rüterstraße in Wandsbek gefunden. Einen Ring, um ihn zuordnen zu können, trug der Kleine leider nicht.
Das Aussetzen eines Tieres steht unter Strafe!
Wer Angaben zu diesen oder weiteren Tieraussetzungen machen kann, wendet sich bitte telefonisch an die Tierschutzberatung des HTV: 040 211 10 6-24/-12 oder per E-Mail an
Gemäß § 3 Abs. 3 Tierschutzgesetz (TierSchG) ist es verboten, ein im Haus, Betrieb oder sonst in Obhut des Menschen gehaltenes Tier auszusetzen oder es zurückzulassen, um sich seiner zu entledigen oder sich der Halter- oder Betreuerpflicht zu entziehen. Unerheblich ist, ob durch das Aussetzen eine konkrete oder abstrakte Gefahrenlage für das Tier entsteht. So erfüllt grundsätzlich auch das Anbinden am Tierheimtor den Tatbestand des Aussetzens. Das Aussetzen ist eine Ordnungswidrigkeit und kann gemäß § 18 Abs.1 Nr.4 TierSchG mit einer Geldbuße bis zu 25.000 Euro bestraft werden. Im Einzelfall, wenn etwa das Tier durch die Aussetzung zu Tode kommt, handelt es sich um eine Straftat gem. § 17 TierSchG. Diese kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden.