Heute, am 2. Oktober, ist Welttag der Nutztiere – ein guter Anlass, sich mit der Realität vieler Kühe in der Milchproduktion zu beschäftigen und uns nicht von einem verzerrten Bild ländlicher Idylle trügen zu lassen. Kuhmilch ist für Kälbchen!

Fest zurren sich die Kettenglieder um ihren Hals - eine Kette, die von der Decke hängt. Gerade lang genug, um sich hinzulegen, zu stark, um den Kopf hängen zu lassen. Der Boden ist schmutzig und ihre Laute verstehen ihre Peiniger nicht. Oder sie wollen es nicht - denn Leid ist eine universelle Sprache. Sie haben ihr ihr Kind entrissen und sie wird es wohl nie wieder sehen. Dies wird ihr Leben sein - für immer, ohne die Hoffnung auf Besserung. Ein Schicksal, dass sie mit mindestens 55 anderen Leidensgenossinnen teilt.

Was wie der Anfang eines Horrorbuches klingt, ist für viele Kühe grausamer Alltag. Zusammengepfercht auf zu wenig Platz, mit zu vielen anderen Tieren, getrennt von ihren Kälbchen und an einer Kette gezwungen zur Milchproduktion. Diese Zustände sind vielen Menschen bewusst und dennoch sind wir alle meisterlich in der KUHnst der Verdrängung.

Mama-Muh braucht unsere KUHrage

Für das Jahr 2024 prognostizierte die USDA (United States Department of Agriculture) einen weltweiten Verbrauch von Milch (flüssig/Konsummilch) in Höhe von rund 196,12 Millionen Tonnen (Statista, Konsum von Kuhmilch weltweit in den Jahren 2012 bis 2024). Viele Betriebe, die sich im öffentlichen Marketing mit guter Rinderhaltung und tierschutzkonformen Praktiken brüsten, vertreten immer noch die ganzjährige Anbindehaltung für Milchkühe, aber auch Färsen und Jungrinder. Obwohl die Zahl der Rinder, Milchkühe und Anbindebetriebe stetig abnimmt, müssen noch immer etwa eine Million Tiere unter den tierschutzwidrigen Bedingungen leiden.

Gemeinsam auf der Wiese - für viele Kälbchen und Kuh-Mütter wird dieses Leben niemals Realität. ©Julia Schwab

Am häufigsten finden sich Anbindehaltungen in Bayern und Baden-Württemberg. Obwohl die ganzjährige Anbindehaltung inzwischen auch politisch und sozial kritischer gesehen wird, wird die saisonale Anbindehaltung weiter als akzeptable Form der Tierhaltung eingestuft. 90 bis 120 Tage im Jahr dürfen die Rinder Auslauf genießen, etwa zwei Drittel des Jahres stehen sie fixiert im Stall.

„In der Anbindehaltung wird die artgemäße Bewegung der Tiere eingeschränkt – ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Es ist deshalb nur folgerichtig, dass die Bundesregierung 2021 in ihrem Koalitionsvertrag formulierte, dass man diese Haltungsform spätestens in zehn Jahre beenden wolle. Diese allgemeine Formulierung impliziert jede Form der Anbindehaltung. Bundesminister Özdemir muss sich daher für ein zeitnahes Verbot der ganzjährigen und der saisonalen Anbindehaltung von Rindern einsetzen“, postuliert Thomas Schröder, Präsident des Deutscher Tierschutzbund e. V.

Aktiv werden gegen die WehMUHt von Kühen

Wir alle können aktiv etwas für die sanften Riesen beitragen. Keine Kuh müsste in einer obsoleten Milchindustrie leiden, wenn wir ihre Milch denen zukommenlassen, die sie wirklich benötigen: ihren Kälbchen.

Vegane Milchalternativen gibt es inzwischen en masse. Von Soja- über Hafer- bis hin zu Nussdrinks ist auf dem schnell expandierenden Markt alles zu finden. Selbst unterschiedliche Geschmäcker sind zufriedenzustellen: Vanille, Schokolade, Erdbeere oder auch bemerkenswert echter Kuhmilchgeschmack für diejenigen, die ihre Geschmacksknospen gewohnt bespielen wollen. Milchersatz darf in der Europäischen Union nicht mit der Bezeichnung „Milch“ zum Verzehr ausgeschrieben werden, weshalb meistens „Drink“ oder „Getränk" auf den Verpackungen steht - von der Kundschaft werden sie trotzdem meistens als „Milch" bezeichnet.

Die wichtigsten Alternativen sind laut PETA:

  • Sojadrink
  • Mandeldrink
  • (Pseudo-)Getreidedrink
  • Reisdrink
  • Nussdrink
  • Kokosdrink
  • Hanfdrink
  • Lupinendrink
  • Erbsendrink

Und nicht nur geschmacklich können die pflanzlichen Alternativen überzeugen, auch in der Umweltbilanz schneiden die Getränke prima ab.

Milchalternativen im Vergleich. Quelle: Peta.

Weniger Anbaufläche = weniger Wasserverbauch, so die simple Rechnung bei der Produktion von Pflanzendrinks. Die Gerüchte der Rohdungen von Regenwald für den Anbau von Soja, auch wenn sie gerne als Kernargument für den Kuhmilchkonsum genutzt wird, entsprechen nicht der Wahrheit. Durchaus den Tatsachen entsprechend ist jedoch, dass das Kraftfutter der Milchindustrie-Kühe dort angebaut wird, wo einst Regenwald stand. Rohstoffe für Pflanzendrinks werden hingegen meistens innerhalb Europas angebaut.

Die andere Seite des Pflanzen-Blattes

Wir freuen uns über alle, die auf Kuhmilch verzichten. Doch auch bei den Pflanzendrinks gibt es noch Verbesserungsbedarf: Denn auch für Mandel- und Kokosmilch leiden Tiere wie Bienen und Affen. Unsere Empfehlung ist es daher zusätzlich, der Umwelt zuliebe, auf regionale Sorten zu setzen wie z. B. Haferdrinks.

Wir freuen uns, dass viele Deutsche sich vermehrt für eine tierleidfreie Ernährung entscheiden - denn Tierliebe fängt beim Essen und Trinken an!