Leben auf Beton und in den eigenen Exkrementen. Foto: ARIWA

Schwein gehabt, kein Schwein zu sein. Denn den meisten dieser Tiere geht es in Deutschland nicht gerade rosig. Zum Tag des Schweins appelieren wir für die empfindsamen Geschöpfe an unser aller Mitgefühl.

Wenn Schweine bellen würden, hätten sie einen gemütlichen Platz an unserer Seite.

Wenn Schweine schnurren könnten, würden wir ihnen ihr süßes Bäuchlein kraulen.

Wenn Schweine plüschig wären, würden wir sie streicheln und verwöhnen.

Aber weil Schweine nur liebevoll sind, loyal, empathisch und intelligent, quälen wir sie, entreißen ihnen ihre Ferkel, töten sie oder überlassen sie mit Passivität ihrem grausamen Schicksal.

In Deutschland wurden im November 2024 insgesamt 21,3 Millionen Schweine für ihr Fleisch in Gefangenschaft gehalten, 13,5 Millionen davon sind Mast- und Jungschweine.* Zum Vergleich: Im größten Bundesland Nordrhein-Westfahlen leben gerade einmal 18,15 Millionen Menschen (Stand 2025). Schweine werden in Deutschland mit Abstand am meisten gegessen – rund 34,6 Kilogramm Fleisch pro Bundesbürger*in pro Jahr.

*bmel-statistik von 2024

Dreckiger Deal für reinliche Wesen

Selbst die höchste Stufe des Tierwohlkennzeichens sieht für Schweine nur 1,5 Quadratmeter "Platz" vor. Screenshot: BMEL

Die deutlich überwiegende Mehrheit der Schweine (mehr als 19 Millionen Haltungsplätze) muss bis zur Schlachtung in einer Haltung mit Vollspaltenböden leben. Statt im Stroh – mit dem sie sich wenigstens beschäftigen könnten - laufen und schlafen die Tiere durchgängig auf hartem Boden, der in der Regel aus Beton besteht. Darin sind Spalten eingelassen, damit die Exkremente hindurchfallen. Der permanent harte Untergrund führt bei den Tieren zu großen gesundheitlichen Problemen. Im Vergleich zu anderen Haltungsformen leiden diese Schweine deutlich öfter an Schleimbeutelentzündungen, Magengeschwüren, Lungenentzündungen sowie unterschiedlichsten Verletzungen am Körper und sterben auch früher und leidvoll. Der gesetzliche Mindeststandard für den Platz eines einzelnen Tieres liegt bei 0,75 Quadratmetern – die höchste Stufe des Tier"wohl”-Labels sieht 1,5 Quadratmeter vor. Die Enge und auch Langeweile führen zu Konflikten und Beißereien unter den Tieren – in Einzelfällen dürfen noch immer die Ringelschwänze legal abgetrennt werden, illegal und ohne Betäubung findet es weiterhin routinemäßig statt (Quelle: Vier Pfoten).

Acht bis 15 Jahre weiter im Metallkäfig: Schweinehaltung in Deutschland grund(z)sätzlich falsch

Das Leben einer Mutter.

Für die “Produktion” der Schweine werden die weiblichen Tiere im “Deckzentrum” künstlich besamt und in einen Kastenstand (Metallkäfig) gesperrt. Dort müssen sie vier Wochen bewegungslos ausharren. Kurz vor der Geburt ihrer Kinder werden sie erneut in einen Metallkäfig gepfercht, der sich “Abferkelbucht” nennt. Dort bleiben sie etwa drei Wochen, bevor ihnen die Ferkel entrissen werden. In der Industrie wird die “Abferkelbucht” gerne als "Sicherheitsmaßnahme" für die Ferkel verteidigt, da diese von einer gestressten oder unvorsichtigen Mutter erdrückt werden könnten. Hätten die Tiere jedoch genügend Platz, würde es dazu gar nicht erst so leicht kommen können.

Ferkel brauchen ihre Mama! Drei bis vier Monate müssen die Kleinen gesäugt werden. Dabei gibt es unter den süßen Minis eine selbst festgelegte Reihenfolge, damit alle etwas abbekommen.

Die neuen Regelungen der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung sehen beschämenderweise vor, dass sich an diesem grausamen System erst einmal nichts ändert. Für die Umsetzung des Verbots der Kastenstandhaltung im Deckzentrum gibt es eine Übergangszeit von acht(!) Jahren. Mehr Platz für die Tiere im Zeitraum nach dem “Absetzen bis zur Besamung” (mindestens fünf Quadratmeter je Tier) muss es auch erst nach einer Übergangszeit von acht Jahren geben. Nach der Geburt sollen Mutter und Kinder zwar nur noch maximal fünf Tage im Kastenstandhaltung gehalten werden dürfen – gesetzlich verpflichtend aber auch erst nach einer Übergangszeit von 15 Jahren.

Im System schnell ausgedient: Die Menschheit suhlt sich im Leid der Schweine

Die weiblichen Schweine sind nach drei bis vier Jahren unproduktiv und werden geschlachtet. Die Mastschweine haben mit sieben bis acht Monaten ihr „Schlachtgewicht“ von etwa 110 Kilogramm erreicht, die natürliche Lebensdauer eines Schweins liegt dagegen bei bis zu zehn Jahren. Im Rahmen der Corona-Pandemie-Vorsichtsmaßnahmen und möglichen Krankheitsfällen in den Schlachtbetrieben kam es sogar zu einem “Schweine-Stau” - die Tiere warteten auf den Tod, während ihr "Preis" weiter sank. Diese Entwicklung machte das groteske Ausmaß der Tierindustrie überdeutlich.

Schweine haben es nicht verdient, auf Beton zu leben. Sie haben es nicht verdient, in Metallkäfigen ihre Kinder zu versorgen. Sie haben es nicht verdient, unerbittlich gemästet zu werden und noch nicht einmal ihr erstes Lebensjahr zu überstehen.
Mehr als 21 Millionen Schweine in Deutschland, deren leidvolles Leben von Geburt an vorbestimmt ist, brauchen unser Mitgefühl. Denn obwohl Schweine nie bellen werden, verdienen sie es, dass wir ihrem Leiden Gehör schenken und uns für sie einsetzen und ihnen und den anderen Tieren zuliebe ganz auf Fleisch zu verzichten.