10. Juni 2014
Wir, die Mitglieder der Jugendgruppe des Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e.V. (HTV), haben Informationen über die Entstehung von Wolle für unsere Kleidung gesammelt. Diese umfasst nicht alle dazu vorhandenen Informationen, sondern soll dazu dienen, einen ersten Einblick in die Grausamkeiten der Schafzucht zu geben.
Hierfür haben wir hauptsächlich Texte der Tierschutzorganisation "PETA Deutschland e.V." als Quelle benutzt und möchten uns hiermit herzlich bei dieser Organisation bedanken, dass wir die Texte verwenden dürfen.
Gleich als Anfang gibt es hier einen schockierenden Text über den Lebendexport, einen grausamen Weg zu einem grausamen Tod.
Neuseeländisches, zartes Lammfleisch – Appetit?
Wenn ein Schaf sich nicht mehr zu halten „lohnt“ oder wenn es zu den Fleischschafen (Schafe, die für die Fleischproduktion gezüchtet worden sind) gehört, wird es oftmals wochenlang verschifft, um dann andernorts geschlachtet zu werden.
"Australien exportiert annähernd drei Millionen lebende Schafe in den Nahen Osten, in die Türkei und nach Ägypten", so schreibt die Tierschutzorganisation PETA in einem Beschwerdebrief.
Diese Fahrt ist der Horror für die Tiere – Krankheiten machen ihre Runde, Entzündungen entstehen und entwickeln sich. Einige müssen sterben und die "glücklichen" Überlebenden stehen in Exkrementen, während sie darauf warten, von einem nicht qualifizierten Arbeiter langsam mit einem stumpfen Messer die Kehle aufgeschlitzt zu bekommen.
Die schrecklichen Bilder hierzu ersparen wir Ihnen.
Gibt es auch unter den Schafen Unterschiede?
Es gibt viele verschiedene Schafrassen. Diese unterscheidet man nach dem Wolltyp (z.B. Grobwoll-, Kurzwoll-, Merinoschaf), dem Verwendungszweck (Fleisch, Wolle, Pelz, Milch etc.) und welche weiteren Zuchtmerkmale das Schaf hat.
Hierzulande ist besonders das Deutsche Weißköpfige Fleischschaf berühmt und berüchtigt. Es ist recht groß, stabil und hat einen freien, weißen Kopf zur weißen Wolle. Im Prinzip sieht es also fast so aus wie Lilli-Fee, das Schaf, das der HTV in gute Hände zu der bestehenden Herde eines Hobby-Schafhalters vermitteln konnte. Fast, weil Lilli-Fee ein schwarzköpfiges und kein weißköpfiges Schaf ist.
Das Problem mit den gezüchteten Wollschafen - "Mulesing"
"Oh, was für eine Qualität, der Pulli enthält Merinowolle!", denken viele Konsumenten… Ein Fehleinschätzung zu Lasten der Schafe.
Was ist "Mulesing"?
Eine für die Schafe sehr schmerzvolle, Methode, ohne Betäubung Hautfalten der After- und Genitalregion abzuschneiden.
Warum macht man das?
Für die Wollproduktion gezüchtete Schafe (z. B. Merinoschafe) werden oftmals von Fliegenmaden befallen, da diese viel Haut haben, welche Falten schlägt. Die Fliegen setzen sich in den schlecht belüfteten, verschmutzten Hautfalten der Schafe ab und es kommt zu schweren Entzündungen, während das Tier von innen heraus aufgefressen wird.
Ohne Behandlung ist der Tod des Schafs die Folge. Diese Art der Misshandlung ist in Australien leider noch Gang und Gebe. Australien ist das Ursprungsland der in den letzten Jahren sehr in Mode gekommen mit Lamm- und Schaffell gefütterten Stiefel. Der Name dieser Boots stammt vom englischen Wort „ugly“, was übersetzt „hässlich“ heißt. Schauen Sie doch nochmal nach, woher Ihre „schönen“ Boots und das Fell dafür stammen!?
Circa 200 Euro - ohne Garantie dafür, dass bei der Schuh-Produktion kein Mulesing stattfand?!
Gibt es Alternativen?
Außer dem Scheren (wie man es in Deutschland macht, da das Mulesing hierzulande verboten ist) gibt es momentan keine richtig bewiesene Vorbeugung des Fliegenbefalls. Es wird jedoch nach einer Alternative gesucht. Die Zucht der Wollschafe einzustellen, scheint für die Hersteller und Konsumenten keine Option zu sein. Dann müssten wir ja auf unsere angenehme Merinowolle verzichten...
Noch einmal eine kurze Zusammenfassung:
Warum sollte man auf das Tragen von Wollprodukten verzichten?
Die Herstellung von Wolle ist letztendlich schädlich für...
- das Schaf (Mulesing, Transport etc.)
- die Umwelt (Transport, Ernährung der Schafe)
- den Menschen (Pestizide in der Wolle, werden zur Vermeidung von Fliegenbefall angewandt)
Abgesehen davon ist Wolle nicht das günstigste Material.
Was kann man dagegen tun?
- bei Kauf von Kleidung auf Materialangabe achten (lieber: Leinen, Hanf, Bambus, ...)
- an Aktionen teilnehmen, Protestbriefe schreiben
Und, wie immer, ganz wichtig: Informieren. Schafwolle aus Australien sollte auf Grund der genannten Mulesing-Misshandlungen gemieden werden.
Sollten Sie nicht das Ursprungsland der Ware erkennen können, verzichten Sie auf jeden Fall darauf! Informieren Sie Ihr Umfeld, informieren Sie die Leute, was sie gegen dieses schreckliche Geschäft tun können. Öffnen Sie die Augen.
"Keiner darf die Augen schließen und das Leiden, dessen Anblick er sich erspart, als nichtgesehen ansehen."
Albert Schweitzer (1875-1965)
Und da wir unseren Artikel nicht so traurig beenden wollen, hier noch die
Lebensgeschichte von Lilli-Fee:
Lilli-Fee ist ein weißes, munteres Fleischschaf, dem es richtig gutgeht. Das war nicht immer so. Zum Sterben geboren konnte es einen Ausweg finden und floh. Es wurde gefunden, gerettet, kam ins Tierheim und wurde vermittelt.
Hier die Erfolgsgeschichte von Hobby-Schafhalter Kay Trenckmann, dessen Familie Lilli-Fee aufnahm, erzählt im Januar 2014:
"Lilli-Fee ist nun schon 2 1/2 Monate in ihrem neuen Zuhause in Hamburg-Lehmsal und wir freuen uns sehr, sie inzwischen vollständig in die Schafsgruppe integriert zu erleben.
Die Gruppe besteht aus insgesamt 7 weiteren Schafen der Rassen "Rauwollige Pommersche Landschafe" (3) und "Ostpreussische Skudden" (4).
Lilli-Fee ist sehr lebhaft und bisweilen auch sehr frech, wenn man bedenkt, dass sie ja ein junges Schaf ist. Gelegentliches Drängeln und selbst ein Rammen nehmen unsere älteren Damen aber sehr gelassen und irgendwie scheint Lilli-Fee Narrenfreiheit zu haben.
Der Zutraulichkeit zu Menschen hat das keinen Abbruch getan, sie ist lebhaft und kontaktfreudig.
Wir haben sie mit einem Körpergewicht von ca. 30 kg im November 2013 übernommen. Unsere Schafe leben ganzjährig im Freien, haben aber jederzeit Zugang zu einem geschützten und für den Winter vorbereiteten Stall.
Damit Lilli-Fee mögliche tiefe Temperaturen sehr gut übersteht, waren wir bemüht, dass sie schnell Gewicht zulegt. Dank permanentem Zugang zu Raufutter und der vereinzelten Zugabe von Zuckerrübenschnitzel konnte sie von ca. 34 kg im Dezember 2013 Mitte Januar 2014 stolze 44,5 kg auf die Waage bringen. Das ist eine sehr gute Entwicklung! Ihre Klauen sind gut gewachsen und stabil.
Es war also unkomplizierter als wir anfänglich dachten, da es immer auch ein Risiko darstellt, ein relativ unbekanntes Schaf in eine gewachsene Schafgruppe aufzunehmen. Vielen Dank an das tolle Team vom HTV, welches Lilli-Fee so gut aufgepäppelt und umsorgt hat. Das war die Grundlage für diese positive Entwicklung!
Es ist für uns zutiefst befriedigend erleben zu dürfen, dass in einer Welt in der ein sogenanntes Nutztier keine moralische Wertschätzung und vielfach Quälerei und Rücksichtslosigkeit erfährt, es doch Menschen und Wege gibt, welche es Tieren erlauben, artgemäß leben zu können.“
Fotos: Sybille Kähler-Schnoor