Ein aktueller Fall unserer Tierschutzberatung macht das grausame Ausmaß des Exotenhandels deutlich.

Der Handel mit Exoten floriert weiter und ist einfacher denn je: Per Mausklick kann jede*r online ein Lebewesen erwerben, unabhängig von der Eignung und Fachkompetenz. Leidtragende sind dabei immer die Tiere, die oft bereits unter tierschutzwidrigen Bedingungen für diesen Markt gezüchtet werden. Bitte verzichten Sie auf einen Online-Kauf!

Viele exotische Tiere werden aus dem Ausland nach Deutschland gebracht und hier an ungeeignete Haushalte verkauft. So stranden auch bei uns im Tierheim immer wieder exotische Schützlinge, die zuvor aus katastrophalen Verhältnissen gerettet wurden. Erst kürzlich wurde unsere Tierschutzberatung auf einen illegalen Exotenhändler aufmerksam gemacht und übergab alle unsere Rechercheergebnisse an das zuständige Veterinäramt Hamburg-Mitte. Der Drahtzieher des Händlerringes konnte trotz aller Bemühungen leider nicht ausfindig gemacht werden, er sitzt vermutlich im Ausland. Und solange die Nachfrage nach Exoten und anderen Tieren über das Internet anhält und die Tiere nur als handelbare Ware angesehen sowie missbraucht werden, müssen diese weiter grausam leiden. Im Folgenden möchten wir Ihnen daher anhand dieses spezifischen Falls verdeutlichen, was das profitgesteuerte Geschäft für die Tiere bedeutet.

Katastrophale Haltungsbedingungen sind keine Ausnahme

Auch unser Oskar wurde aus katastrophalen Verhältnissen gerettet. Wir suchen für das tapfere Kerlchen ein artgemäßes Zuhause mit Papageien-Gesellschaft.

Über eBay Kleinanzeigen wurde eine Nutzerin auf eine Annonce zum Verkauf eines Graupapageis aufmerksam. Auf Nachfrage beim Verkäufer bot dieser der Interessentin gleich diverse Graupapageien an, die unter tierschutzwidrigsten Bedingungen gehalten werden, die darauf schließen lassen, dass sie sich im Ausland befinden und nach Deutschland geliefert werden. Die Interessentin erhielt Videos, in denen nicht nur diverse Graupapageien für 800 Euro pro Tier in winzigen kargen Käfigen übereinandergestapelt auf ihren Verkauf warteten, sondern auch Hundewelpen in Käfige gepfercht in einem Schaufenster zur Schau gestellt wurden. Statt den Kauf abzuwickeln, wendete sich die Frau umsichtig an unsere Tierschutzberatung.
Daraufhin gaben sich unsere Tierschutzberaterinnen als potentielle Käuferinnen aus. Der Händler stellte ihnen eine Besichtigung der Tiere in Aussicht, sodass es aller Wahrscheinlichkeit nach mindestens einen weiteren Hintermann in Deutschland geben muss. Der Kontakt zum Verkäufer brach jedoch ab, bevor es zu weiteren Ermittlungen kommen konnte. Unsere Tierschutzberatung gab alle Erkenntnisse sowie das gesichtete Video- und Bildmaterial umgehend an das zuständige Veterinäramt Hamburg-Mitte sowie die Behörde für Umwelt und Energie, das Amt für Naturschutz und die Wasserschutzpolizei, die für die Verfolgung von Tierschutzdelikten zuständig ist, weiter. Denn nicht nur der Handel mit Graupapageien ist strengen Regelungen unterworfen, die grob missachtet wurden. Auch die Haltung der Tiere wies, wie so oft, gravierende Mängel auf. Leider konnte die Identität des Händlers durch das völlig anonymisierte Erstellen von Verkaufsannoncen über eBay Kleinanzeigen nicht geklärt werden. Wir als Hamburger Tierschutzverein (HTV) sprechen uns mit unserem Dachverband, dem Deutschen Tierschutzbund, daher ganz klar gegen den Handel von Lebewesen über eBay Kleinanzeigen und Co. aus!

Herausforderungen in der Exotenhaltung – Bitte helfen Sie!

Was bleibt, ist das unsägliche Leid der Tiere, die in einem völlig unregulierten Markt zu oft unüberlegt angeschafft werden. Wenn Halter*innen dann feststellen, wie aufwändig und auch kostspielig die Haltung von Exoten ist, finden die Tiere im Idealfall gerade noch den Weg in Tierheime und Auffangstationen. Viele andere Schützlinge müssen dagegen ihr Dasein in viel zu kleinen Käfigen oder Terrarien fristen und werden ihr Leben lang nicht tiergerecht versorgt und ernährt.

Die Menge an „ausrangierten“ Exoten stellt Tierheime vor immer größere logistische und finanzielle Herausforderungen, was die artgemäße Unterbringung und Versorgung betrifft. Hinzu kommt, dass die Tiere aufgrund ihrer besonderen Bedürfnisse oft deutlich länger im Tierheim bleiben, als andere Schützlinge. Als sicherer Hafen für alle Tiere beherbergt der HTV derzeit allein knapp 200 Reptilien, darunter mehr als 150 Land- und Wasserschildkröten sowie 35 Schlangen, und 170 exotische Vögel. Auch unsere Graupapageien Papi Jacobo sowie Timmy und Oskar warten noch auf ihr eigenes artgemäßes Quartier.

Wir appellieren an alle Tierfreund*innen vom Online-Kauf eines Lebenswesens abzusehen und dafür lieber einem Schützling aus dem Tierschutz ein geeignetes Zuhause zu schenken. In einer persönlichen und kompetenten Beratung erklären unsere Kolleg*innen, inwieweit die besonderen Bedürfnisse und Anforderungen der Tiere mit den Wünschen der Menschen zusammenpassen können.

Unterstützen Sie unsere Exoten mit Ihrer Patenschaft!