Spencer

Sehr geehrtes Tierheim-Team, vielen Dank für die Nachfrage. Sie freut mich sehr.
Es ist Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht. Spencer hat sich nicht nur bei mir, sondern auch in seinem gesamten sozialen Umfeld sehr gut eingelebt. Er wird im Büro genauso geliebt wie bei der Feuerwehr, bei den Bürgermeister-Besprechungen und wenn unser Jugendtreff ein Draußenfest feiert.

Der Tagesverlauf aus Spencers Sicht:

„Morgens komme ich etwas schwer aus den Federn, dafür bin ich abends aber ja auch lange unterwegs. Heute wird ein guter Tag! Frauchen und ich gehen zu Fuß zur Arbeit. Die zweieinhalb Kilometer am Deich morgens genieße ich sehr. Den ganzen Weg über freue ich mich schon auf das Kaninchenohr, das ich im Gemeindebüro unten im Erdgeschoss des Rathauses bekomme. Ich weiß schon immer, wenn die Jalousie oben ist, brauche ich nur durchs Fenster zu schauen und mit dem Schwanz wedeln. Dann kommt das Kaninchenohr fast von alleine. 

Dann geht es ab ins Büro! Ich freu mich immer so sehr, wenn ich Frau S. sehe. Die sitzt schon am Schreibtisch, wenn ich komme, und ich merke jeden Tag, wie sehr sie mich liebt! Und das, obwohl sie ganz zu Anfang über meine Hundeleine gestolpert ist (ich habe geschlafen, ehrlich!!!) und sich damals beide Arme gebrochen hat. Das war so schrecklich - auch für mich. Drei Monate war sie weg und ich habe ihre lieben Nachrichten nur über WhatsApp bekommen.

Wenn Frauchen Besprechung hat, schlafe ich entweder daneben oder ich bleibe gleich bei Frau S. - im Vorzimmer ist etwas mehr los. Mittags gibt es dann eine Hunderunde für mich. Manchmal darf ich auch Ball spielen. Frauchen besteht immer darauf, dass ich erst loslaufe, wenn der Ball schon irgendwo liegt. Das ist eine große Herausforderung für mich, aber ich versuche oft, ihr diese Freude zu machen. Es ist ganz toll: Wenn es abends noch eine Sitzung gibt, darf ich eigentlich immer mit. Alle sind dann begeistert, wie ruhig ich in meiner Ecke liege und vor mich hindöse.

Dann träume ich schon von dem Rückweg nach Hause, den wir dann ja auch zu Fuß machen. Immer toben wir beide noch kurz im Wohnzimmer. Ich weiß nicht, warum Frauchen so begeistert ist, wenn ich den Stoff-Pandabären durch die Gegend schmeiße und aufs Sofa springe. Ich tue dann immer so, als wenn ich ihn jagen und mit schütteln im Genick erlegen würde. Völliger Quatsch, aber sie freut sich immer einen Ast ab und deshalb tue ich ihr den Gefallen.

Was mir sehr gefällt, sind die Wochenenden.  Da schlafen Frauchen und ich bis neun aus und dann geht es erst mal raus in die Feldmark. Freilaufen, Rute steil aufstellen, Nase in den Wind! Ich finde die Rehe ja sehr interessant, ich sehe sie auch recht früh – noch. Aber ich weiß, dass Rehe und Hasen verboten sind. Da halte ich mich auch wirklich dran. Das eine Mal, als ich übers Feld weggedüst bin, gab’s echt Ärger.

Das mit den anderen Rüden, nun ja. Ich habe schon begriffen, dass Frauchen die Konflikte regelt und meistens denke ich auch dran. Aber hin und wieder muss ich doch einfach ein bisschen pöbeln, wenn der andere mindestens so groß ist wie ich und so frech guckt oder schon gleich knurrt. Das nervt mich dann schon ein bisschen und weil ich so leicht bin, sollen sich die ganzen schweren Jungs bloß nicht einbilden, dass ich unterzukriegen bin. Ich werde zwar zehn, aber ich bin noch gut in Schuss!

Meine Augenlinsen trüben sich etwas ein. Noch merkt das aber keiner in meinem Alltagsleben. Frauchen weiß es aber und beobachtet das mit dem Tierarzt, der mich immer so komisch blendet.

Ich bin ein glücklicher Hund. Nur Spielmannszüge finde ich komisch. Die sind mir etwas unheimlich. Trotzdem laufe ich dann nicht weg und ich weiß, dass sie zwar laut, aber eigentlich harmlos sind. Frau D., die ich sehr mag, spielt da auch mit. Sie ist bei uns im Rathaus die Fachbereichsleiterin im Bereich Umwelt. Wichtiges Thema, für das ich mich sehr einsetzen würde, wenn ich schreiben und reden könnte.

Ich habe das Gefühl, dass mich im Rathaus inzwischen sogar die Mitarbeiter mögen, die eigentlich Angst vor Hunden haben. Bei Herrn S. hat es ein Jahr gedauert, bis er sich getraut hat, mich zu streicheln. Aber seitdem muss ich nicht mal mehr an die Leine, wenn er ins Büro kommt!

Wenn ich mal nicht zu Hause schlafen kann oder Frauchen zu einer Klausurtagung muss, wo sie mich nicht mitnehmen kann, gibt es ein paar Leute, die mich richtig verwöhnen, wenn ich dort übernachte. Ich vermisse Frauchen dann zwar etwas und lege mich zur Sicherheit auch immer direkt vor die Tür, damit ich sie nicht verpasse, wenn sie wiederkommt. Nur bei Frau G. mache ich eine Ausnahme: Da schlafe ich gleich neben dem Bett. Die hatte selbst mal einen Hund. Der ist aber seit kurzem im Himmel und ich merke immer, dass sie das total schön findet, wenn ich neben ihrem Bett liege. Dann ist sie viel fröhlicher.

So, jetzt muss ich aber los!“

Sehr herzliche Grüße von Spencer, erster und einziger Bürgermeister-Hund in der Samtgemeinde Elbmarsch und seinem Frauchen Kathrin