Kater Püppi wurde von seinen Menschen zurückgelassen.

Pressemitteilung

In Hamburg starten morgen (24. Juni) die Sommerferien. Für viele Haustiere beginnt damit leider nicht die schönste Zeit des Jahres, denn alljährlich werden in diesem Zeitraum vermehrt Tiere ausgesetzt oder im Tierheim abgegeben. Die mutmaßlich ersten Urlaubsopfer wurden bereits vom Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. (HTV) aufgenommen.

Angesichts eines anstehenden Urlaubs entledigen sich leider regelmäßig Menschen ihrer tierlichen Familienmitglieder. Die Zahl der verlassenen und verstoßenen Tiere ist kurz vor Beginn der Hamburger Sommerferien wieder erschreckend hoch. So wurden allein vom 1. bis 22. Juni dieses Jahres 102 offensichtliche Tierwaisen im Hamburger Stadtgebiet ausgesetzt gefunden und direkt ins Tierheim des HTV gebracht oder in Notlagen vom vereinseigenen Rettungsdienst abgeholt. Die Dunkelziffer liegt leider noch wesentlich höher. Weitere 47 Tiere wurden von ihren Halter*innen direkt im Tierheim Süderstraße des HTV abgegeben – und erfuhren somit immerhin noch einen letzten Akt der Verantwortung. Für acht Katzen, zwei Wellensittiche, einen Kanarienvogel und vier Zuchttauben kam in diesem Jahr dagegen leider jede Hilfe zu spät: Sie verstarben noch auf dem Weg zur tierärztlichen Versorgung oder trotz dieser oder mussten von ihren Leiden erlöst werden.

HTV macht sich auf Abgabewelle gefasst

Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass gerade die Zahl ausgesetzter Tiere noch stark ansteigen und traurige Spitzenwerte von mehr als 50 Fällen pro Woche erreichen wird. „Wie in jedem Jahr machen wir uns auf eine Abgabewelle während der Hamburger Sommerferien gefasst. Ob diese durch die Corona-Lockerungen noch verstärkt wird, werden die nächsten Wochen zeigen, es ist aber möglich“, betont die 1. Vorsitzende des HTV Janet Bernhardt. Gerade die unüberlegte Anschaffung eines Haustieres während der Coronazeit, vor der der HTV ausdrücklich seit Anbeginn warnt, begünstigt diese Entwicklung. Allein der Welpenmarkt boomt und damit das Geschäft des illegalen Handels, das bereits im vergangenen Jahr nicht nur in Hamburg viele Welpenleben gefordert hat – und trotz größter Kraftanstrengung des HTV und seiner bundesweiten Partner noch fordern wird.

Erste Ferienopfer im HTV

Anouk lief allein durch Rahlstedt. Sie hat noch immer große Angst.
Hündin Anouk lief ganz allein durch Rahlstedt, als sie aufgefunden und am 4. Juni zu uns ins Tierheim gebracht wurde. Auch wenn sie zu ihren Bezugsmenschen in der Tierpflege langsam Vertrauen aufbaut, zeigt sie sich insgesamt noch sehr verängstigt. Was Anouk erlebt hat, wissen wir leider nicht. Jedenfalls hat sie bis heute niemand bei uns als vermisst gemeldet, was eine Aussetzung nahelegt.

 

Das Kaninchentrio Mango, Kiwi und Mirabelle ist im Hamburger Stadtpark in einem Karton gefunden worden, in dem es hilflos ausharren musste. Am 10. Juni nahmen wir die drei auf.

Mango wurde in einem Karton im Stadtpark ausgesetzt.
Gemeinsam mit Kiwi und Mirabelle wurde er sich selbst überlassen.

Dehydriert und geschwächt kam Püppi in unsere Obhut.

Die Skrupellosigkeit der Menschen kennt keine Grenzen. Kater Püppi wurde seinem Schicksal überlassen, als seine Menschen auszogen. Mit Glück wurde er rechtzeitig gefunden, am 7. Juni in unsere Obhut gebracht und nun von uns gepflegt. Bei der Aufnahme war Püppi sehr ausgezerrt und dehydriert.

In einen Käfig gesperrt wurden Emma und Amy wie Müll entsorgt.

Die Pfirsichköpfchen Emma und Amy wurden in einem Käfig ausgesetzt. Nach ihrer Entdeckung am 15. Juni wurden sie zu uns ins Tierheim gebracht. Die Spuren der Vernachlässigung sind ihnen deutlich anzusehen. Bei uns werden die beiden gepäppelt und erhalten alsbald die Chance auf ein verantwortungsbewusstes Zuhause.

 

In einem Parkhaus wurde der verwahrloste Luis aufgefunden.

Kater Luis wurde völlig geschwächt in einem Parkhaus in Rahlstedt entdeckt. Er hatte stark verfilztes Fell und sein Zahnfleisch war entzündet. Derzeit wird er von uns medizinisch behandelt. Wir nahmen ihn am 14. Juni in unsere Obhut und bisher wurde der ängstliche Luis nicht als vermisst gemeldet.

Luca, Noah, Finn, Robin, Andrea und Mika überlebten ihre Aussetzung knapp - für die meisten der aufgefundenen Japanwachteln kam jede Hilfe zu spät.

Sechs Japanwachteln schafften es, ihrem Schicksal zu entgehen: dem Erstickungstod durch Ertrinken. Die Vögel können nicht schwimmen, wurden aber in einer Gruppe von mehr als 60 Tieren in einem Fleet ausgesetzt. Am 14. Juni trieben die Tiere im Allermöher Bahnfleet, die meisten Wachteln waren schon verstorben, einige flohen – aber Luca, Noah, Finn, Robin, Andrea und Mika konnten gerettet werden. Sie sind vermutlich Opfer des aktuellen Hühner-Booms in Hamburg.

Niemand muss ein Tier aussetzen!

Wer Angaben zu diesen oder weiteren Tieraussetzungen machen kann, wendet sich bitte telefonisch an die Tierschutzberatung des HTV unter: 040 211 10 6-25/-12 oder per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Die Hinweise werden vertraulich behandelt. Janet Bernhardt betont: „Wer sein Tier aussetzt, nimmt dessen Leid oder sogar Tod in Kauf. Uns ist unverständlich, wie Hamburger*innen das ihren Haustieren antun können.“ Sie ergänzt: „Die Tiere sind von uns abhängig. Wer sein Tier nicht mehr ausreichend versorgen kann oder möchte, sollte es doch wenigstens an einem sicheren Ort wie unserem Tierheim abgeben.“

Gemäß § 3 Abs. 3 Tierschutzgesetz (TierSchG) ist es verboten, ein im Haus, Betrieb oder sonst in Obhut des Menschen gehaltenes Tier auszusetzen oder es zurückzulassen, um sich seiner zu entledigen oder sich der Halter- oder Betreuerpflicht zu entziehen. Unerheblich ist, ob durch das Aussetzen eine konkrete oder abstrakte Gefahrenlage für das Tier entsteht. So erfüllt grundsätzlich auch das Anbinden am Tierheimtor den Tatbestand des Aussetzens. Das Aussetzen ist eine Ordnungswidrigkeit und kann gemäß § 18 Abs.1 Nr.4 TierSchG mit einer Geldbuße bis zu 25.000 Euro bestraft werden. Im Einzelfall, wenn etwa das Tier durch die Aussetzung zu Tode kommt, handelt es sich um eine Straftat gem. § 17 TierSchG. Diese kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden.

Der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. appelliert an Menschen, die ihr Tier nicht mehr halten können, dieses im Tierheim abzugeben. Eine persönliche Abgabe ist nicht nur eine Frage des Anstands und Respekts, sondern erleichtert auch die Vermittlung, indem die Tierpfleger*innen möglichst viel über das Tier erfahren können. Außerdem muss bei einem abgegebenen Tier keine Fundfrist abgewartet werden und die Mitarbeiter*innen des HTV können sofort mit der Suche nach einem fürsorglichen Zuhause beginnen.

Für die Versorgung dieser und weiterer bedürftiger Schützlinge spenden Sie jetzt online oder auf das nachfolgende Konto:

Spendenkonto bei der GLS Gemeinschaftsbank e.G.
IBAN: DE15 4306 0967 2075 7633 00
BIC: GENODEM1GLS