Unsere Findelkinder Mario und Luigi* müssen sich erst noch an Menschen gewöhnen.

Sie sind nicht nur die häufigste Art bei uns im Tierheim, etwa 10.000 von ihnen führen einen harten Überlebenskampf auf Hamburgs Straßen und Höfen – und verlieren ihn leider oft schon früh. Gemeint sind die Katzen. Der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. setzt sich nicht nur für eine ehrenamtlich optimierte Betreuung dieser bei uns ein, sondern hilft auch den verwilderten Tieren in der Stadt – in Zeiten von Corona umso wichtiger.

Etwa 2.000 Katzen (Haustiere und verwilderte) nehmen wir jährlich bei uns im Tierheim auf. Der Bestand schwankt in der Regel zwischen 200 und 300 Tieren, zur Ferienzeit sind es mehr als im Winter. Beeinflusst wird das natürlich auch durch die vielen Katzenwelpen, die vor allem im Mai und September das Licht der Welt erblicken. Als wild geborener oder unerwünschter und dann ausgesetzter Nachwuchs gelangen sie in unsere Obhut. Unsere Tierpflegerinnen kümmern sich aufopfernd und fachlich versiert um jedes Geschöpf – unabhängig von Krankheit, Verletzungsgrad und Gemüt. Unerlässliche Unterstützung erfahren die Tiere von ehrenamtlichen Vorleser*innen, die sich um die scheuen „Tiger, Panther und Luchse“ kümmern, ihre Neugierde wecken und ihnen helfen, langsam Vertrauen zum Menschen aufzubauen. Der überwiegende Teil unserer Katzen ist zwar zugänglich und leicht zu vermitteln, halbwilde und traumatisierte Katzen warten jedoch überdurchschnittlich lange auf ihre neue Chance. Das sorgt für einen höheren Betreuungsaufwand und macht die Hilfe der vorlesenden Ehrenamtlichen so wichtig und notwendig. Unsere schüchternen Schätze befinden sich hauptsächlich im Außenbereich des alten Katzenhauses und wir stellen sie sowie weitere hilfebedürftige Samtpfoten hier vor.

Scheuen Katzen vorlesen: mit neuem Konzept wieder möglich

Wilson* und sein Bruder Chester verloren ihr Zuhause und sind bei uns noch sehr zurückhaltend.
In unserem alten und neuen Katzenhaus ist Vorlesestunde.

Selbstständige und erfahrene Personen, die nicht zur Risikogruppe gehören, durften und sollten sehr gerne ihre Hilfe fortführen. Die Einarbeitung neuer Unterstützer*innen war bisher leider nicht möglich - außer in der lebensrettenden Wildtieraufzucht. Zu groß wäre die Gefahr, dass ein Covid-19-Fall Quarantänemaßnahmen auslösen könnte, die die Tierversorgung arg erschweren oder gar gefährden. Da die Samtpfoten aber mehr für ihr Glück brauchen, als die vielbeschäftigten Pfleger*innen und bereits erfahrenen Ehrenamtlichen ermöglichen können, sind Flexibilität und Gemeinschaft gefragt. Und so öffnen wir nun, neben den Nachüberprüfungen, das Ehrenamt des Vorlesens mit einem neuen auf Corona bezogenen Hygienekonzept wieder. Eine Gruppeneinweisung (mit begrenzter Anzahl Teilnehmender, Sicherheitsabstand und Maskenpflicht auf dem Gelände) mit anschließendem Tandemprinzip zwischen erfahrenen und neuen Ehrenamtlichen soll die Nähe zu und Beanspruchung der Hauptamtlichen reduzieren und Ansteckungsgefahren minimieren. Kürzlich fand das erste Treffen dieser Art unter Leitung des Vorstandsmitglieds Stefanie Bauche und des Ehrenamtskoordinators Sven Fraaß mit der Beteiligung von Erika Lemmel, die seit 2011 bei uns ehrenamtlich aktiv und seit bereits fünf Jahren Vorleserin ist (und damit sogar schon eine kleine Medienkarriere erzielte), statt. Weitere sollen folgen.

Wohin mit unseren raupfotigen Schüchternheiten?

Mondmaus* lebte vermutlich auf der Straße - zu Menschen muss er noch Vertrauen fassen.

Manch ein Stubentiger lernte in seinem bisherigen Leben keine weiteren Menschen kennen, als den eigenen. Und auch Artgenoss*innen waren fremd. Ein Großteil unserer scheuen Schützlinge sind allerdings „Raupfoten“ von der Straße. Als halbwilde Teenager-Katzen sind sie in unsere Obhut gelangt und können noch mit Zeit und Geduld an uns Menschen gewöhnt werden. Oder es sind verwilderte Tiere, die aufgrund einer Erkrankung nicht an Futterplätzen versorgt werden können, da sie Spezialfutter oder gar Medikamente bekommen müssen. Für diese Katzen stellen nur Resthöfe oder ähnliche Orte eine geeignete Unterkunft dar. Auch für sie soll der Aufenthalt bei uns so angenehm und stressfrei wie möglich sein. Wir Menschen sind für sie ein quasi unverzichtbares Übel. Unsere Anwesenheit als gefahrlosen Moment zu verstehen, wird gezielt durch das Vorlesen antrainiert.

Wer einen passenden Ort für unsere Hofkatzen bieten kann oder Plätze kennt, auf denen sich viele unbetreute oder gar unkastrierte Tiere tummeln, meldet sich bitte bei uns im Tierheim.
Wir danken allen, die sich um die verwaisten und verstoßenen Katzen kümmern, ob haupt- oder ehrenamtlich, zuhause oder an Futterplätzen, von Herzen. Gemeinsam schaffen wir viel – und es gibt mehr zu tun, als viele wissen. Daher auch unser dringender Appell: Adopt, don't shop! So viele Katzen landen ungewollt auf der Straße und harren bei uns im Tierheim aus, junge und alte. Und für sie ist jedes gezüchtete Tier eine verpasste Chance auf eine liebevolle Familie.

*Hier lernen Sie das muntere Paar Mario und Luigi, die schüchternen Geschwister Wilson und Chester sowie den zurückhaltenden Mondmaus kennen.