Pressemeldung vom 20.11.2023

Heute öffentlich gewordene NDR-Recherchen belegen aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes, dass es sich bei gesetzeswidrigen Tierversuchen in deutschen Laboren nicht um Einzelfälle handelt, sondern dass der Fehler im System liegt. Der Deutsche Tierschutzbund fordert deshalb im Rahmen seiner Kampagne „Jetzt mehr Tierschutz!“ eine Anpassung des Tierschutzgesetzes und nimmt die Bundesregierung in die Pflicht, eine Ausstiegsstrategie aus Tierversuchen vorzulegen. Auch der HTV fordert seit Jahren ein Ende der Tierversuche - zumal es bereits Alternativen gibt, die ohne Tierleid zu aussagekräftigen Ergebnissen kommen können. 

„In Tierversuchen leiden und sterben jedes Jahr Millionen Tiere – mit zweifelhaftem Erkenntnisgewinn. Die bisherigen gesetzlichen Regelungen in Deutschland verhindern dabei, dass Behörden wirklich unabhängig prüfen können, ob ein geplanter Tierversuch wirklich unerlässlich sowie ethisch vertretbar ist. Hier muss sich dringend etwas ändern!“, kommentiert Tilo Weber, Fachreferent für Alternativmethoden zu Tierversuchen beim Deutschen Tierschutzbund. Schwerbelastende Tierversuche gehören aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes ohne Ausnahmen verboten. Bisher jedoch mache Deutschland noch nicht einmal Gebrauch von der Möglichkeit, schwerste Belastungen für die Versuchstiere zu begrenzen. Auch die Option, Versuche an Menschenaffen sofort zu verbieten, nutzt Deutschland nicht. „Für nicht-menschliche Primaten, unsere nächsten Verwandten, brauchen wir ein Tierversuchsverbot im Tierschutzgesetz“, fordert Weber.

Damit sichergestellt wird, dass von der Genehmigungsbehörde als „unvermeidlich“ und „ethisch vertretbar“ eingestufte Tierversuche nicht anders als beantragt durchgeführt und alle rechtlichen Vorgaben eingehalten werden, braucht es aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes mehr Kontrollen – besonders unangekündigt. Dafür müssten auch personelle Kapazitäten in den Behörden geschaffen werden. Um langfristig aus Tierversuchen auszusteigen, fordert der Deutsche Tierschutzbund seit Langem eine Ausstiegsstrategie und eine massive Ausweitung der Förderung von tierversuchsfreien Methoden.
Die amtierende Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag versprochen, zumindest eine Reduktionsstrategie vorzulegen und die Forschung an Alternativen zu verstärken. Bisher hat sich diesbezüglich jedoch kaum etwas getan, auch wenn für 2024 zumindest eine Erstfinanzierung von einer Million Euro in den Bundeshaushalt eingestellt wurde. Bei der anstehenden Überarbeitung des Tierschutzgesetzes spielt das Thema Tierversuche bei der Bundesregierung derzeit keine Rolle, kritisiert der Deutsche Tierschutzbund.

Hier geht es zur NDR-Doku "Tierversuche an Hunden - Leiden im Labor"