Happy

Liebe Mitarbeiter im Katzenhaus,

am 5. September 2018 kam ich zu Ihnen, um zu schauen, ob ein Kätzlein mich mag und bei mir einziehen möchte. Meinem Naturell entsprechend dachte ich, es würde eine alte, scheue Katze werden, die schon lange im Tierheim lebt, weil keiner sie haben möchte. Es kam aber anders: Eine junge, sehr hübsche Katze suchte mich als ihre Freundin aus und wickelte mich im Handumdrehen um ihr Pfötchen.

So kam ich am 6. September wieder, um "Dodo" zu mir zu holen. Es war nicht viel über sie bekannt: Fundtier, schwanger, Kätzchen kamen im Tierheim zur Welt.
Die Heimfahrt war sehr aufregend für mich, da wir mit Bus, zwei S-Bahnen und dann mit einem Taxi unterwegs waren. Die Kleine hat sich zwar irgendwann im Transportkorb unter der Decke verkrochen, aber tapfer alles ertragen. Zu Hause angekommen war - alles anders, als ich erwartet hatte: Im Flur stellte ich den Transportkorb auf den Boden, öffnete die Tür – und heraus spazierte schnurrend mit erhobenem Schwanz meine neue Mitbewohnerin. Unter ständigem Kuscheln und Zuspruch folgte sie mir, an meinem Bein klebend, in jedes Zimmer. Danach fraß sie, benutzte ihre Toilette - und seitdem hat sich kaum etwas geändert: Das Kätzchen war von Anfang an angstfrei allen Gegenständen und Geräuschen gegenüber. Einzig das Staubsaugergeräusch mag sie nicht, betrachtet aber selbst das aus Entfernung. Besuch gegenüber ist sie genauso aufgeschlossen und freundlich wie bei mir. Am ersten Tag sprang sie einmal in der Küche auf die Arbeitsplatte. Nach zweimaligem, deutlichem "Nein" sprang sie wieder herunter. Seitdem versteht sie das "Nein" richtig und nachhaltig. So kann ich zum Beispiel meinen Kaffee mit Milchschaum unbeaufsichtigt stehen lassen – sie geht nicht dran. Sie bettelt nicht am Tisch, ist aber bei allem was ich mache oder esse neugierig – und ich lasse sie alles beschnuppern. Sie hat kein Interesse an Käse oder Fleischwurst – liebt aber Frischkäse.

Sie folgt mir auf Schritt und Tritt. Gehe ich nachts zur Toilette, liegt sie im Türrahmen und wartet schnurrend. Auf den Balkon geht sie alleine und ich muss sie nicht kontinuierlich im Auge behalten. In den Garten lasse ich sie noch nicht, da sie sich einen hartnäckigen und leicht übertragbaren Keim eingefangen hat. Aber sie liebt es, nebenan die Schüler auf dem Schulhof und auf der anderen Seite die Bauarbeiter zu beobachten – der Lärm stört sie kein bisschen. Sie benutzt ihren Kratzbaum und nichts Anderes. Nach zwei Wochen hatte ich den passenden Namen für mein Kätzchen gefunden: Happy.

Happy macht mich jeden Tag so sehr glücklich. Und ich denke, sie fühlt sich hier mit mir auch wohl. Morgens weckt sie mich, leckt mein Gesicht und meine Hände und kuschelt mich nieder. Sie ist mein ständiger Sonnenschein.

Mit glücklichen Grüßen
Myriam F.