Der kleine Bibo kuschelt sich an sein Kuscheltier im HTV.

Pressemitteilung

Der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. (HTV) ist zutiefst betroffen: Konnte das Team in der
letzten Woche den Zwergspitz-Welpen Bibo aus dem illegalen Welpenhandel befreien, ist er bereits wenige Tage nach seiner Rettung verstorben. Der gerade einmal acht Wochen junge Welpe litt zwar unter der zu frühen Trennung von seiner Mutter, sein Gesundheitszustand schien jedoch zunächst stabil zu sein. Innerhalb weniger Tage verschlechterte sich dieser jedoch so rapide, dass das tierärztliche Team den Welpen erlösen musste.

Ein weiteres dramatisches, aber leider nicht seltenes Schicksal: Auch Bibo ist ein Opfer der Welpenmafia.Der HTV kämpft seit Jahren gegen den illegalen Welpenhandel, der befeuert durch die Corona- Pandemie und den Wunsch nach einem Hund vieler Menschen seit zwei Jahren mehr boomt denn je. Dabei werden die Händlerinnen und Händler immer professioneller und die Tricks immer perfider.

Im HTV musste Bibo wie alle Welpen aus dem illegalen Handel erst einmal isoliert werden bis sicher ist, dass er keine Krankheiten hat, die übertragen werden können.
Bibo musste sterben
Oft zeigen die Welpen bereits kurz nach dem Kauf Symptome von Krankheiten, Dehydration und Schwäche – nicht selten steckt die Viruserkrankung Parvovirose dahinter, die bei Welpen rasend schnell zum Tode führen kann, auch, wenn sie erkannt wird. Parvovirose verursacht plötzliches
Erbrechen und Durchfälle, die die kleinen, unterversorgten Körper der Tiere weiter schwächen. Das Virus führt zu einer Blutvergiftung, das Immunsystem wird massiv angegriffen und ist nicht mehr in der Lage, weitere Infektionen abzuwehren. Und selbst wenn es die Tiere schaffen, den Todeskampf zu gewinnen: Das Virus schädigt den Herzmuskel – oft mit gesundheitlichen Spätfolgen. Auch Bibo litt und starb schließlich am Parvovirus - trotz Behandlung am Tropf und einer intensiven Betreuung
rund um die Uhr. „Das Parvovirus ist sehr ansteckend. Die Tiere aus dem illegalen Welpenhandel bekommen sowieso schon keinerlei gesundheitliche Versorgung und müssen unter abscheulichen Bedingungen leben, da wird erst recht nicht darauf geachtet, dass die Kofferräume oder Boxen, in
denen sie transportiert werden oder leben müssen, gereinigt werden. So überträgt sich das Virus ungebremst auf die Welpen, die, weil sie so früh von ihrer Mutter weggerissen werden, kaum Antikörper entwickeln konnten.“, erklärt die leitende Tierärztin des HTV Dr. Urte Inkmann. Auch das Phänomen, dass Bibo zunächst einen gesundheitlich stabilen Eindruck machte und sich sein Zustand dann so rapide verschlechterte, ist nicht unbekannt. Janet Bernhardt, die 1. Vorsitzende des HTV
warnt: „Oft werden die Welpen kurz vor dem Verkauf noch mit den verschiedensten Medikamenten
und Präparaten aufgeputscht, sodass sie erst gesund wirken. Der Schein trügt aber und ihr
Gesundheitszustand verschlechtert sich oft rasend schnell“.

Der kleine Bibo noch sichtlich mitgenommen von den Strapazen der letzten Wochen auf dem Behandlungstisch im HTV.
Nach seiner Rettung wurde Bibo direkt bei uns in der Praxis durchgecheckt und die Behandlungen nachgeholt, die vorher versäumt wurden.

Die Tricks der Welpenmafia
Das Tierschutzberatungsteam spürt regelmäßig illegale Welpenhänderinnen und -händler bei eBay
auf und unternimmt Fake-Käufe, bei denen die Behörden auf Abruf bereitstehen, um die Tiere
sicherzustellen.

Dieses "Starter-Paket" haben wir für Bibo von der Verkäuferin mitbekommen, bestehend aus drei Dosen Nassfutter, einem Körbchen, Welpenunterlagen und einem Spielzeug.
Der kleine Zwergspitz wurde im Rahmen einer verdeckten Ermittlung der HTV-Tierschutzberatung in
Zusammenarbeit mit der Polizei und Behörde durch einen Fake-Kauf zunächst gerettet. Das Team
reagierte auf eine Anzeige bei eBay Kleinanzeigen und nach einem kurzen Gespräch konnte innerhalb
von nur zwei Stunden ein Termin zum Kauf in Billstedt vereinbart werden. Die Geschichte hinter dem
Kauf: Der Lockvogel und ihr Partner seien zu Besuch bei einer Freundin in Hamburg und wollten ihr
den Welpen als Überraschung kaufen, da ihr alter Hund gestorben sei und sie sehr trauere. In welche
Hände der Welpe verkauft wird und welche Gründe hinter dem Kauf stecken, ist den Betrügerinnen und Betrügern egal. Die Banden sind jedoch vorsichtiger geworden und lassen sich vorab den Personalausweis schicken und kontrollieren teilweise vor Ort Adresse und Klingelschild. Diese Masche erschwert den HTV-Ermittlerinnen die Arbeit zunehmend und birgt Gefahren für „echte“ Käuferinnen und Käufer: Zum einen übermitteln sie ihre personenbezogenen Daten an hochgradig Kriminelle und zum anderen werden die Daten häufig für weitere illegale Verkäufe verwendet.
Vor Ort bot sich dann ein gewohntes Bild: Ein Mann späht die Lockvögel aus, bevor sich wenig später
die Verkäuferin, eine junge unauffällige Frau unter falschem Namen, mit dem Welpen auf dem Arm
zeigt. Sie führt die beiden Kaufinteressenten auf eine beschwerlich einsehbare Wiese hinter einem
Wohnblock, um den Kauf abzuwickeln. Als die Lockvögel ihr die Geschichte für den Grund ihres
Interesses an dem Welpen noch einmal erzählen, wirkt sie so, als höre sie sie zum ersten Mal. Mit
sehr hoher Wahrscheinlichkeit übernehmen die Kommunikation über eBay verschiedene
Hintermänner.

Der illegale Welpenhandel-Ring, aus dem Bibo stammte, ist sowohl dem HTV als auch der Polizei
bereits bekannt: Eine vom HTV bereits im letzten Jahr gestellte Strafanzeige wurde eingestellt, da der
Welpenhändler bereits wegen schwerwiegender anderer Straftaten angezeigt wurde, sodass der
Welpenhandel nicht mehr beträchtlich ins Gewicht gefallen wäre.

An diesen Maschen erkennt man die Welpenmafia:

  • Welpenalter: Die Welpen sind laut Anzeige oft auf den Tag genau 12 Wochen alt.
  • Personalausweis: Die Händlerinnen und Händler fordern den Personalausweis, oft aus fadenscheinigen Gründen: „Wir haben leider in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht. Uns wollte jemand einen Welpen klauen. Deshalb brauche ich einmal die Vorder- und Rückseite von deinem Personalausweis, bitte haben Sie Verständnis.“
  • Das Tier hat keinen EU- und keinen Impfpass: Das wird oft kreativ verschleiert, bei Bibo hieß es: „Heute morgen wurde das Geschwistertier von einem Mann aus Bayern gekauft. Leider hat er den falschen EU-Ausweis und Impfpass mitgenommen, schickt ihn dann aber direkt als Einschreiben an die Adresse, an die dieser Welpe jetzt vermittelt wird. Ich habe auch schon mit ihm telefoniert, aber da er ja aus Bayern kommt, ist er noch nicht zuhause."
  • Gefälschte Tierarztrechnung: Um zu beweisen, dass der Welpe gechipt und geimpft ist und bereits behandelt wurde, händigte die Verkäuferin eine Tierarzt-Rechnung aus – eine Fälschung, die anhand der untypisch geraden und niedrigen Preise sowie diverser Rechtschreibfehler beim zweiten Blick auffällt.
  • Die Elterntiere können nicht besucht werden.
Bibo wurde unserer Fake-Käuferin direkt in die Arme gedrückt. Dies ist nicht nur für sie gefährlich, sondern auch für andere Tiere, mit denen sie danach Kontakt haben könnte, denn Bibo kann Krankheiten haben, die sich sowohl auf Tier als auch auf Mensch übertragen können.
Der Polizeieinsatz bei der Übergabe in HH-Billstedt. Der NDR begleitete unseren Einsatz, unter anderem mit versteckter Kamera. Wann der Beitrag ausgestrahlt wird, werden wir rechtzeitig mitteilen.

Stoppen Sie dieses Leid!
Der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. appelliert dringend an alle Hamburgerinnen und Hamburger: „Kaufen Sie keine Welpen online! Geben Sie diese Informationen bitte an Freunde und
Bekannte weiter und melden Sie jeden Verdacht auf Tierschutzverstöße bei uns oder der Polizei,
damit den Welpen geholfen werden kann – ein Kauf aus Mitleid hilft nicht", betont HTVTierschutzberaterin Nicole Hartmann.

Hier finden Sie weiteres Material zu unserer bundesweiten Kampagne „Süße Ware, schneller Tod: Welpenhandel stoppen!“