Auch 2018 erschossen Jäger im Wildgehege Klövensteen wieder zahlreiche Tiere, um deren Fleisch zu verkaufen.

Das Wildgehege Klövensteen in Rissen, dass zu einem gigantischen Event-Zoo ausgebaut werden sollte, sorgt für neue Empörung: Denn jedes Jahr werden im Gehege Tiere erschossen – zwischen 2015 und November 2018 schon 169! Für den Hamburger Tierschutzverein völlig inakzeptabel – zumal in einem Wildgehege, das angeblich der Umwelterziehung dienen soll.

Wie mehrfach berichtet, sollte das kleine Wildgehege im Klövensteen, in dem Ende Oktober 136 Tiere gezählt wurden, für rund 34 Millionen Euro zu einem Zoo ausgebaut werden – mit 56 Tierarten, darunter auch Wolf, Luchs und Wildkatze. Gegen die Pläne hatte sich die Bürgerinitiative „Klövensteen soll leben“ gegründet, die der Hamburger Tierschutzverein unterstützte. Gemeinsam hatten wir ein Bürgerbegehren gegen den tierfeindlichen Mega-Plan gestartet. Noch bevor es zum Unterschriften -Sammeln kam, trat die Bezirksversammlung Altona dem Bürgerbegehren geschlossen bei. Damit war der Masterplan für den Ausbau des Geheges neben dem ökologisch bedeutsamen Schnaakenmoor vom Tisch.

Was Anwohner und Ortskundige schon wussten, hat nun der Senat in der Antwort auf eine Große Anfrage der Linksfraktion in der Bürgerschaft bestätigt. Jedes Jahr zwischen Oktober und Dezember werden im Wildgehege Tiere geschossen, um später ihr Fleisch zu verkaufen. Im Jahr 2015 wurden 43 Tiere getötet, ein Jahr später 54 und 2017 waren es 50. Bis zum 18. November 2018 starben 21 Tiere durch Kugeln.

Neben der Jagd kritisiert der HTV auch die Unterbringung der Tiere im Wildgehege.
Für den Senat ist das Erschießen der Tiere „zur Gewährleistung einer artgerechten Wildbestandsdichte“ notwendig. Diese Argumentation hält einer ethischen Überprüfung aber nicht stand: Um den Bestand zu regulieren, müssten keine Tiere getötet werden. Es könnte auch eine hormonelle Geburtenkontrolle stattfinden. Allerdings ist zu vermuten, dass dies wie bei so vielen zoologischen Tiergefängnissen gar nicht gewollt ist. Denn niedliche Jungtiere locken die Zuschauer an. Doch keiner will und soll wissen, wie lange sie oder ihre Eltern überleben. Unseres Erachtens passen das Erschießen so vieler Wildtiere nicht mit dem Anspruch des Geheges, eine umweltpädagogische Einrichtung zu sein, zusammen. „Die Tierentnahmen“, wie der Senat das Töten verniedlichend nennt, „werden im Rahmen des pädagogischen Programms nicht gezeigt“, heißt es dazu in der Antwort des Senats.

Dafür verbreiten die Jäger jedes Jahr im Herbst Angst und Schrecken im Wildgehege. Denn die Tiere werden aus den Herden herausgeschossen. Auch wenn wir die Jagd in Gänze ablehnen, ist das Schießen von Tieren in Gehegen oder Gattern ethisch besonders verwerflich. Insofern mag diese Form der Jagd zwar rechtlich abgesichert zu sein, tierschutzgerecht, wie der Senat sie bezeichnet, ist sie aber keinesfalls. Deswegen fordern wir auch, die Jagd im Wildgehege Klövensteen einzustellen.

Der Hamburger Tierschutzverein hatte auch gefordert, dass die Gehege den Bedürfnissen der Tiere sofort anzupassen sind. Denn beispielsweise die Waschbären sind viel zu beengt untergebracht. Traurig auch der Anblick der fünf Uhus, die in einer 300 Quadratmeter großen Voliere gehalten werden. Ein Tier, so der Senat, wird darüber hinaus einzeln auf 24 Quadratmeter gehalten. Zuletzt waren die Zustände im Juli 2018 von den Behörden überprüft worden. „Die Gesamtbeurteilung ist noch nicht abgeschlossen“, schreibt der Senat. Für uns ist klar, dass auch geprüft werden muss, inwieweit die Uhus, die sich leider schon lange in Gefangenschaft befinden, wieder ausgewildert werden können.

Dam- und Muffelwild an der Futterstelle. Das Schießen von Tieren in Gehegen oder Gattern ist ethisch besonders verwerflich.