Damwild direkt am Gehegezaun im Klövensteen. Der Bezirk Altona will das Wildgehege zum Wildtierzoo ausbauen – dagegen protestieren immer mehr Bürger.

25. Juni 2018, Update 20. August 2018

Der Masterplan für das Wildgehege Klövensteen in Rissen sorgt nicht nur für Proteste bei den Bürgern. Mehr als 12.000 Menschen (Stand 3.7.18) haben schon eine Petition unterschrieben. Auch Kommunalpolitiker aus Altona sind verärgert. Der Hamburger Tierschutzverein (HTV) fragte bei den Parteien nach.

„Der Masterplan hat mich in seiner Massivheit erschlagen“, sagt Katarina Blume, Fraktionsvorsitzende der FDP in Altona. Wie berichtet, hat der Bezirk den fast 120.000 Euro teuren Masterplan in Auftrag gegeben – finanziert durch eine Spende vom Förderverein Klövensteen. Und der sieht vor, das kleine Wildgehege zu einem gigantischen Wildtierzoo auszubauen. Tiere von 56 Arten (fast fünf Mal so viele wie jetzt!) sollen in Käfige und Gehege gesperrt werden. Auch Wölfe will man eingeknastet zwischen Glas, Beton und Stahl zum Begaffen ausstellen – sogar in deren Schlafhöhle soll man gucken können. „Wir lehnen diese absurden Pläne ab“, sagt Sandra Gulla, 1. Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins (HTV). „Unter dem Deckmantel der Waldpädagogik dürfen keine neuen Käfige und Gehege entstehen, in denen Tiere eingesperrt werden.“ Außerdem soll ein fast 1.600 Quadratmeter großer Waldcampus mit Gastronomie kommen, eine Waldbühne und ein Baumwipfelpfad. Und das alles in direkter Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet Schnaakenmoor, einem bedeutsamen Biotop mit seltenen Tieren und Pflanzen. Und wie gravierend die Pläne gegen den Tier- und Naturschutz verstoßen, zeigt die Idee der Planer, dass sie ausgerechnet jene Vögel, die hier im Moor und Wald ohnehin leben, in eine Waldvogel-Voliere sperren wollen.

Um diesen Wildtierzoo zu verhindern, hat der HTV auch dazu aufgerufen, die Petition von Anwohnern gegen das Mega-Projekt zu unterschreiben. Mehr als 10.000 Menschen haben das schon getan. Zusätzlich sind diverse klassische Unterschriftenlisten im Hamburger Westen im Umlauf. Auch Naturschutzverbände, wie der Nabu oder der Botanische Verein zu Hamburg, haben sich gegen die Pläne des Bezirks positioniert. „Wir freuen uns sehr über die Unterstützung durch den Hamburger Tierschutzverein“, sagt Thure Timmermann, Sprecher der Initiative „Klövensteensollleben“. „Endlich wird der Blick auf die teilweise schlechten Haltungsbedingungen der vorhandenen Tiere gerichtet. Statt 120.000 Euro allein an Entwicklungskosten für völlig überdimensionierte Pläne eines Eventparks auszugeben, sollte die vorbildliche und artgerechte Tierhaltung in den Fokus rücken.“ Denn die jetzt vorhandenen Käfige, so beispielsweise die für Waschbären, Frettchen und Uhus, müssten dringend umgebaut werden, um den Bedürfnissen der Tiere gerechter zu werden.

Doch nicht nur viele Bürger sind empört über die Umbaupläne für das Wildgehege, auch in der Politik regt sich Widerstand. Der Bezirk hatte das Projekt still und heimlich vorangetrieben und weder Kommunalpolitiker, Bürger oder Naturschutzverbände beteiligt. „Wir finden es mit demokratischen Spielregeln nicht vereinbar, wie das Gutachten zum Masterplan in die Welt gesetzt wurde“, sagt dann auch Wolfgang Ziegert von der Altonaer Linksfraktion und wirft dem Bezirksamt „mangelndes Fingerspitzengefühl“ vor. „Die Perspektivvorschläge zur Entwicklung des Klövensteen halten wir auch inhaltlich für unangemessen, weil sie sich letztlich auf eine ,Eventisierung’ konzentrieren.“ Ziegert fordert, „dass ein ordentliches Verfahren in Gang gesetzt wird, zu dem die Öffentlichkeit ohne ausschließende Vorgaben eingeladen wird.“

„Im Grundsatz befürworten wir die Idee eines Masterplans, da der Unterhalt für den gesamten Klövensteen lange nicht auskömmlich ist“, schreibt Eva Botzenhart von der Fraktion der Grünen in Altona und Sprecherin im Ausschuss für Grün, Naturschutz und Sport auf der Partei-Webseite. „Unabhängig davon finden wir aber die Grundausrichtung des Masterplans in Richtung Tierpark falsch. Jetzt warten wir die Ergebnisse der Beteiligungsprozesse ab, um zu sehen, ob unsere kritische Haltung auch die Meinung der Bürgerinnen und Bürger widerspiegelt.“ Die Grünen haben in den vergangenen Wochen diverse Anfragen an das Bezirksamt zu den Vorgängen im Klövensteen gestellt.

Die SPD hingegen sieht den Masterplan als einen „Katalog von Ideen. Mehr ist es nicht“, sagt Andreas Bernau, Sprecher der SPD im Altonaer Ausschuss Grün, Naturschutz und Sport. „Man sollte es nicht total verteufeln, es soll kein Freizeitpark werden. Es ist ein erster Aufschlag, um sich mit dem Thema zu beschäftigen.“

So wundert es nicht, dass der unsägliche Masterplan nun Grundlage für die Bürgerbeteiligung ist, die gerade gestartet wurde. „Solange es den Masterplan gibt, wird er Anwendung finden“, sagt FPD-Politikerin Blume. „Er wird in jede Veränderung reinspielen.“ Deswegen müsse der Masterplan vom Tisch. So sehen das auch Bürgerinitiative und HTV.