Nachwuchs bei den Wildschweinen im Wildgehege Klövensteen.

Die Jagd im Wildgehege Klövensteen ist nun auch Thema bei Altonas Kommunalpolitikern. Jedes Jahr werden Tiere in dem Gehege in Rissen erschossen, was nicht nur der Hamburger Tierschutzverein scharf kritisiert. Nun war die umstrittene Jagd auch Thema im Grünausschuss – und es ging auch um einen abgefeuerten Schuss, obwohl sich ein Landwirt in unmittelbarer Nähe auf einer Wiese aufgehalten hatte.

Zwischen 2015 und November 2018 wurden 169 Tiere in dem kleinen Wildgehege erschossen. Für den Hamburger Tierschutzverein völlig inakzeptabel – zumal in einem Wildgehege, das angeblich der Umwelterziehung dienen soll. „Nachwuchs, der geboren wird, wird jedes Jahr abgeschöpft“, hatte der zuständige Revierförster am 5. März 2019 im Ausschuss bestätigt. Drei- bis fünfmal im Jahr werde geschossen. Für Irritationen sorgte seine Aussage: „Das ist keine Jagd, das ist eine Schlachtung. Und diese Schlachtung wird mit der Schusswaffe gemacht.“ Das Fleisch wird verkauft, teilweise zu Wurst verarbeitet. Die Bürgerinitiative „Klövensteen soll leben“, die der HTV unterstützt, fordert den „Verzicht auf das Töten der Tiere aus dem Gehege für die Fleischproduktion“.

Die Gehege am Eingang müssten dringend umgebaut und erweitert werden.

Auch der HTV hatte das Thema Jagd mit in die Bürgerfragestunde im Grünausschuss eingebracht. Frank Wieding, Leiter der HTV-Öffentlichkeitsarbeit, wohnt im Bezirk und wollte von den Abgeordneten wissen: „Warum setzt der Bezirk im Wildgehege nicht eine chemische Geburtenkontrolle ein?“ Und warum wird den Besucherinnen und Besuchern verschwiegen, dass der „niedliche Tiernachwuchs aus dem Frühjahr bzw. die Artgenossen im Herbst erschossen werden“?

Der Senat hatte die Gehege-Jagd in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion als „tierschutzgerecht“ bezeichnet. Wir fragten deswegen, was an dieser Jagd tierschutzgerecht sein soll. Denn mit Tierschutz hat es nichts zu tun, wenn man Tiere mit der Schusswaffe in Angst und Schrecken versetzt und sie keine wirklichen Fluchtmöglichkeiten haben. Und mit jedem weiteren Schuss wird die Herde erneut in Panik und Stress versetzt.

Doch Antworten gab es im Ausschuss keine. Die Verwaltung hatte argumentiert, dass es in der Kürze der Zeit keine befriedigenden Antworten geben könne. Deswegen wolle man die Fragen schriftlich beantworten und dem Ausschuss vorlegen. Im nächsten Grünausschuss soll das Thema dann erneut behandelt werden. Dann wollen sich auch die Parteien äußern. Der HTV bleibt natürlich dran.

Frischlinge und zwei Bachen - wer von ihnen wird den nächsten Herbst überleben?

Dafür berichteten Anwohner über einen Querschläger. Auch unter den Kommunalpolitikern wird dieser Begriff für den Vorfall, der sich im Oktober 2018 ereignete, immer wieder verwendet. Aber offensichtlich beschreibt dies die gefährliche Situation nicht richtig. Denn ein Querschläger ist eine Kugel, die sich verirrt hat, also woanders langgeflogen ist, als vom Schützen geplant. Der Förster hat den Vorfall im Ausschuss bestätigt und erklärt, dass er zweimal von einem Hochsitz aus geschossen habe – und dabei eine Person, die sich auf einer Wiese im Gefahrenbereich befand, übersehen habe: „Der Landwirt war auf der Fläche, der hat seine Kühe reingetrieben. Wir haben uns beide sehr erschrocken. Ich hatte ihn nicht gesehen, auch nicht beim Einsatz einer Wärmebildkamera.“ Er habe den Vorfall dem Fachamt in Altona gemeldet, es sei aber „kein Jagdunfall“ gewesen.

Das sehen Anwohner anders. Sie fühlen sich über den Jagdbetrieb der Wildgehege-Verantwortlichen schlecht informiert. Es gebe keine Ankündigungen, keine Aushänge, keine Sperrungen. So hatte eine Bürgerin die Verwaltung und die Bezirkspolitiker angeschrieben und berichtet: „Im November finden hier viele Jagden statt, Schüsse sind dann häufig zu hören. Mein Pferd zuckt jedes Mal zusammen und bewegt sich nur noch vorsichtig im Gelände. Leider gibt es keine Schilder oder Warnungen, die auf den Jagdbetrieb hinweisen. Außer uns Reitern sind auch Jogger und Radfahrer unterwegs. Es kommt durchaus vor, dass wir dann auch unerwartet auf Personen treffen, die eine Waffe tragen. Wie sieht es mit der Sicherheit aus? Können Unbeteiligte von einer Kugel oder einem Querschläger getroffen werden?“ Angeblich soll die Sicherheit gewährleistet sein, 50 bis 60 Jahre sei nichts passiert, hatte der Förster im Ausschuss argumentiert. Doch auch ein anderer Anlieger, der am Wildgehege einen kleinen Hof betreibt, berichtete von aufgebrachten Gästen, die sich von der Jagd bedroht fühlten, von Reiterinnen, die fast vom Pferd gefallen waren, und sprach den Revierförster im Ausschuss direkt an: „Sie sind 50 Meter von meinem Hof entfernt und ich weiß vorher nicht, dass Sie schießen. Das geht so nicht.“