Finchen, Daisy und Moritz

Huhu liebes Tierheimteam, ganz besonders Frau Weinhausen*,

wir sind es, die drei „D’s“: die Doris, die Daisy und der Dirk.

Wir kamen als Wildfänge Ende September ins Tierheim und konnten mit euch Menschen erst so gar nichts anfangen. Scheu und ängstlich blickten wir in die Welt und fragten uns, ob das nun immer so bleibt.

Leute kamen und gingen, keiner wollte uns. Dann kam Anfang November eine Frau, die hat uns angeguckt und wir haben sie angeguckt, was will die bloß? Sie sprach ganz leise mit uns, gab uns Leckerli und dann redete sie mit der Frau Weinhausen. Ob die Frau uns wohl mitnimmt, haben wir überlegt, aber auch sie ging wieder weg. Wir konnten ja nicht ahnen, dass sie ein paar Tage später wiederkommt und uns tatsächlich mitnimmt. Puh, war das aufregend und beängstigend. Wohin geht unsere Reise?

Die Mama sagt, ich, das Finchen (ehemals Doris) darf unsere Geschichte erzählen. Also los geht’s: Mitte November hat uns die Frau, die uns besucht hatte, also ins Auto geladen und sprach den ganzen Weg beruhigend auf uns ein. Mucksmäuschenstill waren wir, ich glaube, sie dachte, wir wären gar nicht in den Körben drin. Zu Hause angekommen, stellte sie die Körbe ins Wohnzimmer. Kaum waren die Türchen offen, rannte der Moritz (ehemals Dirk), wie von Sinnen und voller Angst los und suchte einen Fluchtweg. Er fand ihn: Unter der Küchenzeile war ein kleiner Spalt, da hat er sich reingequetscht. Daisy und ich haben uns so erschrocken, dass wir gleich hinterhergeflitzt sind. Da saßen wir dann, erst unter, dann hinter der Küchenzeile, zwischen Schrank und Wand, und haben gezittert und uns eng aneinander gekuschelt. War das gruselig. Tagelang saßen wir da, hörten die fremde Stimme der Frau und wussten gar nicht, was los ist.

Nachts waren wir dann aber doch neugierig und krabbelten hervor. Wir mussten ja mal und es roch auch plötzlich soooo gut. Wir schlichen raus und haben dieses „Wohnzimmer“ erkundet, gegessen und geguckt, was da so alles steht. Groß war das da, boah. Ab und an haben wir uns verlaufen und nicht immer die Katzenklos gefunden, aber die Frau sagte, das kann mal passieren. Ein bisschen gespielt haben wir miteinander auch, aber wehe, es gab ein Geräusch…

Tja, das ging eine ganze Weile so, tagsüber haben wir uns hinter die Küchenschränke gequetscht und nachts gingen wir auf Erkundungs- und Spieltour. Aber wehe, die Frau kam ins Zimmer, dann flitzten wir immer ganz schnell hinter die Küche. Regelmäßig waren unsere Näpfe voll und irgendwann hab ich mir gedacht, egal, jetzt geh ich dahin, auch, wenn die Frau da ist und mutig kam ich zum Fressen raus, während sie da war. Die hat sich voll gefreut, hat mich ihre Hand abschnüffeln lassen und mich Finchen Löwenherz genannt. Das war mir aber nicht so geheuer, also schnell gegessen und wieder weg. Nach ein paar Tagen dachte ich dann wieder, egal, ich muss das mal alles genauer angucken und da saß wieder die Frau. Ganz vorsichtig kam sie auf mich zu und hat mich gestreichelt. Ich kann euch sagen, das fühlte sich ganz toll an. Ich wusste gar nicht mehr, warum ich mich versteckt hatte. Also beschloss ich, sie Mama zu nennen und mit ihr zu kuscheln und nicht mehr hinter der Küchenzeile zu wohnen. Ich lag dann auf den Kratzbäumen, spielte alleine oder mit ihr und kuschelte wie ein Weltmeister. Ich hab auch versucht, Moritz und Daisy zu sagen, dass keine Gefahr droht, aber die haben mir einfach nicht geglaubt.

Anfang Dezember hat Mama dann entschieden: Das kann nicht ewig so gehen und so hat Mama dann an den Schränken gerüttelt, die beiden flitzten aus der Küche und sie hat die Gelegenheit genutzt, die Fluchtmöglichkeit zu verrammeln. Moritz war so böse darüber, dass er nachts oft gepinkelt hat und nicht ins Klo! Ich dachte schon, jetzt wird die Mama bestimmt sauer und schimpft, aber sie hat einfach nur geputzt, uns nochmal die Klos gezeigt und war verständnisvoll, tolle Mama. Nachts haben wir dann immer mehr und länger gespielt und beim Fressen durfte sie schon von Weitem zugucken und wir blieben alle da. Mama sagt, wir schmatzen voll niedlich.

Mitte Dezember fassten dann auch Daisy und Moritz mehr Vertrauen und wir spielen jetzt alle drei gemeinsam, auch tagsüber. Seitdem dürfen wir auch ins ganze Haus, drei Etagen! Ich sag euch, das macht Spaß! Und überall sind Schlaf- und Beobachtungsplätze, auch an den Fenstern. Und Spielzeug haben wir auch ganz viel, irre.

Meine Schwester Daisy findet es mittlerweile auch ganz ok, wenn die Mama sie streichelt, sie schnurrt auch und rollt sich auf den Rücken, aber wehe Mama kommt schnell auf sie zu, dann flitzt sie noch. Ich flitz dann immer hinterher, wir spielen dann. Moritz ist noch sehr misstrauisch, ich hab aber gesehen, dass sie ihn schon zwei Mal ein bisschen streicheln durfte. Er war ganz verwirrt, weil er eigentlich flüchten wolle, es aber doch gut fand. Wir Mädels haben uns über ihn amüsiert, weil er so ‘ne Bangbüx ist. Wir haben gewettet, wie lange er noch braucht, bis er das auch ganz toll findet. Mama sagt ab und an „Möhrchen“ zu ihm, obwohl er ja jetzt Moritz heißt, da müssen wir Mädels immer kichern. Er ist doch schwarz und nicht orange.

Letzte Woche hab ich dann gedacht, nun ist es aus. Mama kam mit den Körben und packte mich und Daisy wieder da rein. Wir beide haben geweint, weil wir nicht wussten, was nun passiert und Angst hatten wir. Hat die Mama uns doch wieder zum Tierheim gebracht. Da wurden wir gepiekt, sind eingeschlafen und mit nacktem Bauch wieder aufgewacht. Das war wieder so unheimlich. Aber dann kam die Mama und hat uns wieder abgeholt. Ich hab mich voll gefreut, dass ich wieder mit durfte und Daisy glaub ich auch. Mama sagt, jetzt können wir bald nach draußen, können aber keine Babys mehr bekommen. Moritz wurde ja schon im November operiert. Puh, sie hat uns auch gesagt, dass wir ab und an wieder in die Körbe müssen, wenn wir zum Doktor gehen. Wir sollen uns aber keine Sorgen machen, sie wird uns immer wieder nach Hause holen. Nach Hause, das klingt gut. Ich glaube, hier sind wir sicher.

Mittlerweile sind wir alle drei sehr froh, bei Mama zu sein. Wir sind zusammengeblieben, spielen, fressen und schlafen zusammen und Mama lacht immer ganz viel und kuschelt uns ganz vorsichtig und lässt uns viel Zeit und Raum zum Ankommen. Sie hat auch ganz viele Bilder von uns gemacht und hat uns versprochen, uns nie wieder herzugeben. Sie sagt auch immer, wie lieb sie uns schon hat.

Und hier sind wir: Moritz (Dirk), mein Bruder, ist der stattliche, schwarze Kater. Der ist schon voll groß, obwohl wir alle ja erst gut 7 Monate alt sind. Ich bin die kleine Finchen, die mit dem zweifarbigen Gesicht, die so mutig ist, und die Daisy, meine Schwester, ist die hübsche, aber noch etwas schüchterne Schildpattdame.

Liebe Grüße von Finchen, Moritz, Daisy und ihrer Mama

* Karin Weinhausen ist Tierpflegerin im alten Katzenhaus.