Eigentlich sollten wir jubeln, dass die Freie und Hansestadt Hamburg einer Flächenerweiterung des Tierheims zustimmt und dem Hamburger Tierschutzverein (HTV) ein angrenzendes Grundstück zur Verfügung stellen will. Doch anders als in der Presse verkündet wurde, handelt es sich dabei nicht um das große Nachbargrundstück, über das der HTV seit mehr als 12 Jahren mit der Stadt verhandelt hat. Ob sich auf der nun bewilligten, sehr viel kleineren Erweiterungsfläche die Kapazitätsprobleme unseres Tierheims lösen lassen, muss bezweifelt werden.

In einem Artikel in der Hamburger Morgenpost (MOPO) war fälschlicherweise berichtet worden, dass die Stadt dem HTV das östlich ans Tierheim angrenzende Grundstück, das sie zurzeit noch an den Polizeihundesportverein Bille vermietet hat, zur Verfügung stellt. Tierfreundinnen und Tierfreunde atmeten auf, denn sie hofften, auf dem rund 13.000 Quadratmeter großen Grundstück könne nun der Sanierungsstau im Tierheim strategisch und konzeptionell angegangen werden: Es gäbe Platz für neue Hundehäuser und ein dringend benötigtes Gefahrtierhaus. Die maroden, einsturzgefährdeten Gebäude könnten endlich abgerissen werden. Auf der entstehenden Freifläche könnten für die Katzen artgerechte Quartiere errichtet werden, die endlich nicht mehr in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Hundehäusern gelegen wären. Laut MOPO soll dafür sogar das Baurecht entsprechend schnell geändert werden.

Tatsächlich aber stellt die Stadt eine Fläche von nur 2.600 Quadratmetern im nordöstlichen Zipfel des Nachbargrundstücks zur Verfügung. Für neue Konzepte ist also gar kein Platz. Das Grundstück ist außerdem derzeit nicht bebaubar. Das Bauplanungsrecht müsste – so die Baugenehmigungsbehörde der FHH – zunächst geändert werden. Auch falls dieser Prozess ganz schnell ginge, wird es bis zur Planänderung mindestens zwei bis drei Jahre dauern. Und dann steht der HTV vor dem nächsten Problem, denn Baufahrzeuge könnten die Baustelle nicht erreichen, ohne vorhandene und dringend benötigte Bausubstanz im Tierheim abzureißen. Ohne den Abriss kann es zudem keine Feuerwehrzufahrt geben und ohne diese würde eine Baugenehmigung wohl kaum erteilt werden dürfen.

„Dieses 'Geschenk' der Stadt Hamburg ist eher eine Beruhigungstablette als eine Lösung für die akuten Probleme der Tierhäuser“, beurteilt daher Dr. Gabriele Waniorek-Goerke, 2. Vorsitzende des HTV die Lage. Ohne ein großzügigeres Angebot der Stadt lässt sich unser Tierheim mit seinen zum Teil maroden und akut einsturzgefährdeten Gebäuden (siehe Fotos) wohl kaum zu einem zeitgemäßen, modernen Tierasyl umgestalten.

Sanierungsstau auch am Hundehaus ...
... wie die tiefen Risse im Sockel zeigen.
Die Gehege im Hundehaus neigen sich, weil der Untergrund absackt.
Das alte Katzenhaus ist bereits einsturzgefährdet und deshalb für unsere Sorgenkatzen unbewohnbar.