Bodhi

Liebes Tierheim-Team,

nachdem unsere zauberhafte Hundedame Zita (ca. 16 Jahre) gestorben ist, war klar, dass wir wieder einen Hund aus dem Tierschutz adoptieren möchten – und auch wieder einen alten Hund und/oder mit Handicap. Also auf jeden Fall eine Fellnase mit schlechten Vermittlungschancen. Auf Anfrage bei Euch wurde mir Bodhi (damals Bogey) vorgestellt – als der "Hässliche" mit null Anfragen aufgrund seines Überbisses und der Blindheit auf einem Auge.

Ich lernte Bodhi kennen und ab sofort besuchte ich das kleine Engelchen jeden Tag bei Euch im Tierheim. Nach ein paar Tagen bellte er, wenn ich kam – es klang wie ein fröhliches Willkommens-Hallo und er bellte weiter, bis einer Eurer Mitarbeiter ihn aus dem Auslauf holte. Während er warten musste, lief er immer ganz aufgeregt hin und her. Eines Tages sprang er mir mit einem Satz in den Arm, als wollte er sagen: Wir gehören zusammen!

Zunächst habe ich Bodhi probeweise mit nach Hause genommen, aber schnell war klar: Wir sind ein Rudel und gehören zusammen – Punkt! Und übrigens fand ich Bodhi von Anfang an wunderhübsch, niedlich und besonders liebenswert. Ehrlich gesagt habe ich daran gezweifelt, dass das süße Kerlchen schlechte Vermittlungschancen hatte.

Wir Menschen müssen dringend Definitionen von „hübsch“ und „hässlich“ überdenken, denn es zählen nicht Äußerlichkeiten, um jemanden ansprechend zu finden. Zu schnell be- und verurteilen wir andere Menschen und auch Tiere aufgrund von Äußerlichkeiten. Das macht mich oft traurig...

Anfangs hat Bodhi sehr viel geschlafen. Dennoch schien er von Anfang an nicht fremd bei uns. Auch unsere Hündin Lina hat ihn gleich gut angenommen. Sofort war alles so klar mit uns, so ‚im Fluss‘ für uns alle.
Zurzeit schafft Bodhi es noch nicht, allzu lange alleine zu sein. Wobei er nie wirklich allein ist, denn Lina ist ja bei ihm. Aber Bodhi ist sehr auf mich fixiert: Wir üben, dass er lernt, mich zu lieben und dennoch frei zu bleiben. Da macht er nur sehr kleine Fortschritte. Aber es geht voran und alles braucht seine Zeit. Bodhi braucht sehr viel Körperkontakt und Ansprache – und er ist sehr anhänglich. Mich liebt er wahrscheinlich am meisten. Ständig legt er sein Köpfchen bei mir an und sucht meine Nähe. Wir verbringen abends oft gemeinsame Zeit auf der Couch: Da wird alles mit vier Beinen gekämmt, geküsst und gekuschelt - und gute Energie mit Händen gegeben. Morgens vor dem Aufstehen versammelt sich alles im Bett, ich könnte niemals verschlafen ;-)  

Da Bodhi noch nicht länger allein bleiben mag, muss er mit in den Job kommen: Büro ist eher langweilig, außer wenn die Mädels zum Dienst kommen und alle ihn begrüßen und bekuscheln. Oft ist Bodhi aber auch tagsüber bei Oma-Frauli. Sie wohnt nebenan und dort lebt auch Hunde-Bruder Lucci. 
Dienstags gebe ich Sportunterricht für Senioren und da ist Bodhi zurzeit immer dabei. Mit Hund ist die Stimmung immer eine ganz andere – zuvor war Lina immer dabei. Meine Erfahrung ist, dass Menschen lockerer miteinander sein können, wenn ein Hund dabei ist.

Ansonsten haben wir keine feste Tages-Struktur: Wir entscheiden eigentlich täglich spontan, ob wir unterwegs sind oder nicht und wo.
Bodhi ist einfach nur ein zauberhaftes Wesen: eine Mischung aus Hund, Mensch und Katze - und Buddha und Engel. Was immer er auch erlebt hat, er ist voller Liebe und ein lustiges Kerlchen. Und Bodhi ist so weise wie ein Buddha – engelsähnlich irgendwie. Er ist so sehr anspruchslos, so glücklich mit dem, was wir zu geben haben.

Aber Bodhi mag nicht jeden Menschen: Er lässt sich nicht von jedem anfassen und das muss er auch nicht. Er sortiert schon aus und warnt fremde Menschen indem er knurrt, wenn sie sein „Nein“ nicht akzeptieren. Aber Bodhi hat noch niemals mich oder andere Familienmitglieder angeknurrt. 
Nach so kurzer Zeit wirkt er erstaunlich aufgetaut und dennoch vermute ich da noch mehr Lustigkeit und Weisheit, wenn noch mehr Zeit verstreicht.

Leider kann ich Bodhi noch nicht ohne Leine laufen lassen, da wir aber ab jetzt bei euch im Tierheim die Hundeschule besuchen, wird er schon ganz bald, wie Lina und Lucci, frei laufen können. Darauf freuen wir uns schon...
Eigentlich haben meine Hunde immer ganz viel Freiheit, bei uns wird nicht sooo viel erzogen. Wir „sind“ einfach nur, leben harmonisch miteinander und lieben uns. Fertig.

Vielen Dank, dass Ihr Bodhi und so viele andere Hunde gerettet habt – Eure Berichte über den Auslandstierschutz in Rumänien habe ich gelesen. Ganz tolle Arbeit, die Ihr leistet!

Viele Grüße
Bodhi & Lina mit Verena Alexandra G. & Claudius G.

Hier Fotos aus Bodhis Album, mit dem sich seine Familie bedankt.