Weißbüscheläffchen Willem wurde aus schlechter Haltung befreit.

Der Hamburger Tierschutzverein ist ein sicherer Hafen für einen ungewöhnlichen Schützling geworden: Weißbüscheläffchen Willem. Das Veterinäramt hatte das Tier nach einem Hinweis durch unsere Tierschutzberatung im Bezirk Nord sichergestellt, weil die Haltung auch aus behördlicher Sicht nicht tierschutzgerecht war und die nötigen Artenschutzpapiere fehlten. Der Appell des HTV: Exotische Tiere haben nichts im Wohnzimmer zu suchen. Wer sie kauft, unterstützt Tierelend und Geschäftemacherei.

In Zoogeschäften, auf Tierbörsen oder im Internet kann man problemlos exotische Tiere kaufen – auch Weißbüscheläffchen werden angeboten. Doch die Affen, die ursprünglich in Brasilien in Gruppen von bis zu 15 Tieren leben, haben in privaten Wohnzimmern nichts verloren. Auch für Tierversuche werden die kleinen Affen missbraucht.

Unsere Tierschutzberatung bekam den Hinweis, dass Willem ohne Artgenossen in einer Wohnung lebte. Er hatte kein Gehege, in das er sich zurückziehen könnte, auch keine Möglichkeit, nach draußen in eine Voliere zu gelangen. Der HTV informierte daraufhin das zuständige Veterinäramt. Bei einer Kontrolle konnte die Halterin zudem die nötigen Artenschutzpapiere nicht vorlegen.

Das etwa vierjährige Tier war in einem sichtbar schlechten Zustand, unter- und fehlernährt. Das Fell war teilweise verfilzt. Außerdem soll Willem in der Wohnung von einem Schrank gefallen sein und daraufhin nicht mehr geklettert sein, hatte die Halterin ausgesagt. Unser HTV-Tierarzt diagnostizierte körperliche Einschränkungen aufgrund der schlechten Haltung und Fehlernährung.

Im Tierheim war das Weißbüscheläffchen zunächst sehr ängstlich. Als er bei uns ankam, zitterte er am ganzen Körper und versteckte sich in seiner Höhle. Und wir bangten angesichts seines schlechten Gesundheitszustandes um sein Leben. Doch mit der Zeit ging es Willem besser und er fasste Vertrauen zu seinem Bezugstierpfleger. Der HTV richtete für den Affen einen Raum mit Bäumen und Klettermöglichkeiten ein, um ihn so artgemäß wie möglich, unterzubringen. Außerdem bekam er keine zuckerhaltige Babynahrung mehr, wie in seinem schlechten alten Zuhause. In der Natur besteht die Nahrung von Weißbüscheläffchen überwiegend aus Baumsäften und Insekten.

Mittlerweile tobt Willem in seinem Tierheim-Zuhause umher und nutzt die eingebauten Äste und Seile zum ausgiebigen Klettern. Es ist schön zu sehen, wie sich das Weißbüscheläffchen dank der guten und intensiven Pflege durch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingelebt hat und es zeigt einmal mehr eindrucksvoll, dass es sich lohnt, um jedes Leben zu kämpfen. Unser Ziel ist es allerdings, Willem mit Artgenossen in einem dauerhaften Zuhause zu vergesellschaften.

Willems Schicksal macht einmal mehr deutlich, dass exotische Tiere in privaten Händen nichts zu suchen haben. Deswegen fordern wir, diesen Handel gesellschaftlich zu ächten und gesetzlich zu verbieten. Denn Willem ist bei Weitem kein Einzelfall. Immer mehr exotische Tiere werden in den Tierheimen abgegeben, auch bei uns im Tierheim Süderstraße. „Wir bauen in unseren Tierheimen immer größere Exotenstationen, müssen um immer mehr Spendengelder bitten, um die verschiedenen Tierarten auch nur annähernd artgemäß unterzubringen und zu versorgen. Und das alles nur, weil in einem völlig unregulierten Markt, der das einzelne Tier ohne Rücksicht auf Verluste nur als handelbare Ware benutzt, einige an dem Exotenelend verdienen und einige sich an Exotenhaltung ergötzen wollen“, sagt Sandra Gulla, 1. Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e.V.

Fotos und Video: Marius Röer

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