Diese jungen Amseln verlassen bald das Nest und erlernen dann das Fliegen.

Pressemitteilung

Die Aufnahme hilfebedürftiger Jungtiere im Tierheim des Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e.V. (HTV) bleibt auch in Corona-Zeiten möglich, da die Abgabe eines Tieres in Not einen berechtigten Grund zum Besuch des Tierheims darstellt. Allerdings sollten nur Jungtiere, die sich tatsächlich in Not befinden der Natur entnommen und in menschliche Obhut genommen werden.

Auch mitten in der Stadt ziehen die heimischen Säugetiere und Vögel gerade ihren Nachwuchs groß. Erste Eichhörnchen und Hasen wurden schon vor einigen Wochen Eltern, doch mit Zunahme der Sonnenstunden werden die Kinderstuben immer zahlreicher – und damit auch die mutmaßlichen Kindesentführungen. Der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. (HTV) appelliert daher an alle Hamburger*innen, hilfebedürftig wirkende Jungtiere nicht vorschnell einzusammeln.

Gut gemeint ist oft nicht gut gemacht: Der Nachwuchs von Wildtieren in Städten wird häufig irrtümlich als hilfebedürftig eingeschätzt. Noch ungeschickte Kaninchen- und Eichhörnchenkinder verlassen ihren Bau oder Kobel, sobald sich ihr Fell ausgebildet hat. Ihre Mütter sind derweil auf Nahrungssuche oder haben sich in der Nähe vor dem Menschen versteckt. Die Küken der Singvögel wie Amseln, Krähen und Elstern starten mit ausgebildetem Federkleid ihre ersten Flugversuche in Bodennähe. Dabei lassen die Eltern ihren Nachwuchs aber keinesfalls aus den Augen und versorgen ihn auch weiterhin mit Futter – wenn der Mensch sie nicht davon abhält.

Wann braucht ein Jungtier Hilfe?

Um herauszufinden, ob ein Jungtier verwaist ist, muss es (je nach Art und Alter) bis zu einige Stunden aus der Entfernung unauffällig beobachtet werden. In der Regel findet das Junge wieder zur Mutter – oder umgekehrt. „Der überwiegende Teil der gefundenen Jungtiere benötigt keine menschliche Hilfe, sondern ist in der Natur bestens aufgehoben. Nackte Jungvögel, die aus dem Nest gefallen sind, sollten dagegen möglichst zurückgesetzt werden“, erläutert Sandra Gulla, 1. Vorsitzende des HTV. Schon befiederte Jungvögel, die noch nicht richtig fliegen können und am Straßenrand herumhüpfen, darf man zudem vorsichtig an einen sicheren Ort, wie ein abseits der Straße gelegenes Gebüsch, umsetzen. Dabei ist darauf zu achten, dass der Jungvogel in direkter Nähe zum Fundort bleibt. „Vögel stören sich übrigens nicht am menschlichen Geruch“, erklärt Gulla, „sodass die Jungtiere nach dem Umsetzen nicht, wie oft angenommen, von ihren Eltern verstoßen werden.“ Auch bei den meisten Säugetieren ist der menschliche Geruch für die Elterntiere kein Grund sich von ihrem Nachwuchs abzuwenden. „Rehkitze oder Hasen, besonders oft voreilig eingesammelt, da sie von ihren Eltern ohne eine schützende Unterkunft abgelegt werden, können sogar noch bis zu 48 Stunden nach Inobhutnahme an den Fundort zurückgebracht werden“, weiß die HTV-Vorsitzende und empfiehlt, vor dem Eingreifen fachkundigen Rat oder Unterstützung bei den Tierschützer*innen des HTV einzuholen. Der HTV ist unter seiner Notrufnummer 040 22 22 77 rund um die Uhr erreichbar.

Ist ein Jungtier eindeutig verwaist oder in einer medizinischen Notlage, ist rasche Hilfe natürlich notwendig und richtig. Allerdings sollten sich keinesfalls Laien daran versuchen, ein Tierkind aufzupäppeln oder ein offensichtlich krankes oder verletztes Tier zu pflegen. In der Wildtierstation im Tierheim Süderstraße kümmern sich die Mitarbeiter*innen des HTV rund um die Uhr um verletzte und verwaiste Wildtiere. Sie ziehen die Tiere fachkundig auf und wildern sie später wieder aus. Um auch in Krisenzeiten eine lebensrettende Tierkinderstube zu bieten, wurde das saisonale Personal für die Wildtieraufzucht auf sieben Personen aufgestockt. Damit liegt die Zahl der Beschäftigten dieses Bereichs nicht nur deutlich höher als im Winter, sondern auch als im Vorjahr. Dabei finden die HTV-Mitarbeiter*innen Unterstützung von einem Stab ehrenamtlicher Ersatzeltern. Da in diesem Bereich der Tierpflege ohnehin hohe Hygienestandards gelten, hat sich die Arbeit unter Pandemie-Bedingungen nicht wesentlich geändert.
 
In der Wildtierstation des Hamburger Tierschutzvereins, der größten Norddeutschlands, werden aktuell 36 jung Wildtiere liebevoll und versiert großgezogen und zwar 30 Eichhörnchen, zwei Mäuse, drei Wildkaninchen und ein Feldhase (Stand: 02. April 2020). Sie alle werden, wenn sie alt genug und selbstständig sind, wieder ausgewildert. Zudem befinden sich 19 Stadttauben, verwilderte Haustiere, zur Handaufzucht in unserer Obhut: Diese standorttreuen Tiere ziehen, sobald sie flügge sind, in unseren Taubenhort auf dem Tierheimgelände. Für diese Arbeit erhält der Verein kein Geld aus öffentlicher Hand, er ist daher dringend auf Spenden angewiesen.

Spendenkonto bei der GLS Gemeinschaftsbank e.G.
IBAN: DE15 4306 0967 2075 7633 00
BIC: GENODEM1GLS
Betreff: Wildtierrettung

Ein verwaister Feldhase wird mit spezieller Ersatzmilch versorgt.
Dieses Küken ist eine Stadttaube und damit ein verwildertes Haustier.
Eichhörchenjunge sind die häufigsten Findelkinder in der Wildtierstation des Tierheims Süderstraße.