Rosine

Liebes Tierheim-Team,

wir haben aus dem Tierheim Hamburg mehrere Hunde übernommen (Rosine/Hydra, Dogtor/Tyson und Blaumann/Silva) und sind den Tierpflegern Conny Stoll, Marie Unland und Marcos Winand sehr dankbar für die Vermittlungen. Der Dank gilt natürlich auch allen anderen Kolleginnen und Kollegen, die täglich eine gute Arbeit im Hamburger Tierschutzverein leisten.

Angefangen hat es mit „Hydra“, eine Holländische Herder Hündin, die von Conny Stoll betreut und trainiert wurde. Hydra hatte Beissvorfälle gegen Menschen und musste aus diesem Grund den Wesenstest ablegen – kein Kinderspiel für sie!

Als wir uns Hydra im Tierheim ansahen, war sie nicht erfreut uns zu sehen. Sie drehte sich im Kreis und auf dem Auslauf war sie mit Maulkorb gesichert, weil Hydra Menschen, die sie anfassen wollten, oder ihr anderweitig auf den Nerv gingen, eben gebissen hat. Sie hatte bei uns sehr schnell den Spitznamen „Fliegender Holländer“.

Conny Stoll hat alles über Hydra erzählt, was sie wusste und wir haben viele Videoaufnahmen gezeigt bekommen, in denen Hydra sich von der besten, aber auch von der schlechtesten Seite zeigte. Außerdem war Hydra nicht ganz gesund, eine Futtermittelallergie und eine Schilddrüsen Unterfunktion wurden diagnostiziert.

Wir haben Hydra zweimal besucht und beim dritten Mal mitbekommen. Uns war klar, dass Hydra nun Rosine heißt (neues Leben, neuer Name) und dass sie nur mit Maulkorb und Leine gesichert durch die Umwelt laufen können wird. Egal, was die Nachbarn denken oder sagen.

Der Anfang mit Rosine zuhause war genauso, wie es uns prophezeit wurde: Rosine ging steil, wenn uns Menschen entgegenkamen und noch steiler, wenn jemand versuchte, sie anzufassen. Alles musste geregelt und beachtet werden, Rosine verließ das Haus nie ohne Maulkorb, wenn Besuch kam, musste sie gesichert werden.

Wir selber gerieten auch in die Schusslinie: Rosine raufte sich mit unseren Hunden und machte dabei auch tiefe Löcher, wenn Rosine sich erschreckte, ging sie auch mal an uns hoch. Nach den ersten zwei Wochen waren wir uns nicht mehr sicher, ob wir das so gut hinkriegen würden, wie wir gedacht hatten. Bei aller Zuversicht fuhren unsere Gefühle Achterbahn.

Man muss dazu sagen: wir arbeiten mit Hunden und haben ganz andere Erfahrungen, auf die wir zurückgreifen konnten, viel Platz und viel Zeit.
Nach rund 2-3 Monaten hatte sich alles eingependelt, wir kannten Rosine, Rosine kannte uns, sie wusste, was geht und was nicht und hat sich dann daran gehalten. Unsere Hundegruppe hatte sich gut zusammengefunden und war wieder harmonisch. Nach dieser ersten schweren Zeit, wurde Rosine von Jahr zu Jahr immer entspannter.
Sie lebt jetzt seit fünf Jahren bei uns und es gab seither keine Rückschläge mehr.

Rosine ist heute eine alte, freundliche Herder Hündin, entspannt mit Menschen und mit Hunden. Sie lässt sich gerne anfassen und streicheln. Sie liebt Besuch. Und sie liebt unseren Sohn, der inzwischen fast drei Jahre alt ist. Es ist für niemanden zu glauben gewesen, dass Rosine mal ein alter Familienhund wird. Es wäre auch naiv zu glauben, dass jeder Hund in ihrer Lage das so hingekriegt hätte.

Wir fahren aus Niedersachsen ins Tierheim Süderstraße, weil wir hier ehrliche Informationen über die Vermittlungshunde bekommen. Keine Verniedlichungen, keine Verharmlosungen. Die Vermittlungstexte von Tierschutzvereinen sind häufig nicht nur schlecht, sondern schlicht gelogen. Es ist für uns sehr beruhigend gewesen, von Tierpflegern beraten zu werden, die eine fachliche Ausbildung haben. Liebe zu Tieren ist keine Eigenschaft, die für die Vermittlung von (schwierigen) Hunden ausreicht.

Liebe zu Tieren ist aber auch nicht die einzige Eigenschaft, die für die Aufnahme eines Tieres ausreicht. Wir würden uns wünschen, dass mehr Realismus nicht nur in Beschreibungstexte, sondern auch in Interessenten kommt.

Ein Hund, der auf dem Sofa sitzt und beisst? Ist das wirklich ein Rückgabe Grund? Oder ist das nicht eher ein Grund, mal tief in sich selbst hinein zu hören und sich zu fragen, ob es richtig ist, dass dieser Hund auf dem Sofa sitzen darf? So viele Hunde werden zu Problemfällen, weil die Halter gar nicht mehr reflektiert, geschweige denn konfliktfähig sind.

Jeder einzelner unserer Hunde bereichert(e) uns sehr. Es lief nicht immer alles rund, aber wir möchten weder die guten, noch die schlechten Erfahrungen missen. Wir können die Beratung im Hamburger Tierschutzverein wirklich empfehlen, danke!

Eine Familie aus Niedersachsen