Die Geretteten befinden sich nun in der sicheren Obhut des HTV und können zum ersten Mal ihren artgemäßen Bedürfnissen nachkommen.

Update: 11 der 14 geretteten Hühner sind wohlauf und nun frei zur Vermittlung - drei Hühner haben es leider nicht geschafft. Ein Tier hatten wir bereits nach der Ankunft erlösen müssen, zwei weitere im Laufe ihres Aufenthaltes bei uns trotz größer Kraftanstrengungen.
Unsere tapferen Elf suchen nun ein artgemäßes Zuhause, in dem sie ihr Hühnerleben unbeschwert genießen können. Da sie als Masthuhn-Rasse zuchtbedingt leider sehr schnell viel Fleisch ansetzen, erhalten sie bei uns kalorienarmes und wir achten auf viel Bewegung - dies brauchen sie auch in Zukunft.

Pressemitteilung

Ein erneuter Fall von brutaler Tierquälerei an Hühnern erschüttert den Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. (HTV). In Hamburg-Finkenwerder wurden 14 Hühner geborgen, die in Blumenkästen hausen mussten. Die Tiere lagen teilweise „gestapelt“ übereinander in den beengten Behältern – für ein Huhn kam leider jede Hilfe zu spät.

Bewegungslos und ohne Schutz 

Passant*innen meldeten der Polizei eine nicht artgemäße Haltung von Hühnern in einem Hinterhof in Hamburg-Finkenwerder. Kurz zuvor ging bereits eine Meldung ein, dass dort auch geschlachtet werden würde, was sich vor Ort nicht bestätigten ließ. Jedoch fanden die Beamt*innen 13 Hühner in drei Blumenkästen auf einer Terrasse vor. Die Tiere hatten keinerlei Bewegungsfreiheit und stapelten sich zum Teil buchstäblich übereinander auf den harten Böden. Ein weiteres Huhn lag allein in einem Kasten. Es hatte kaum noch Gefieder und war sehr schwach. Die Tiere waren ohne jeglichen Schutz möglichen Beutegreifern und der Witterung ausgeliefert. Nach dem Erscheinen der Beamt*innen kam die Halterin dazu. Sie sagte, sie habe die Hühner wenige Stunden zuvor auf einem Bauernhof gekauft und würde sie nun dorthin zurückbringen. Dies wurde seitens der Polizei untersagt. Ferner sagte die Frau, sie habe nicht gewusst, dass die Tiere so nicht gehalten werden dürfen. Bei den Hühnern handelt es sich um Tiere einer Mastrasse, sodass sie möglicherweise als „Vorrat“ zur späteren Schlachtung gehalten worden sind.

Ein Bild des Jammers: 14 Hühner in Blumenkästen gepfercht.
Dieses Tier war bereits sehr entkräftet, als es gerettet wurde. Leider kam die Hilfe zu spät.
Die Tiere lagen hilflos aufeinander.
HTV-Tierrettungsfahrer Heiko Nauschütz und HTV-Spätdienst-Mitarbeiterin Susanne Schutty verluden die Hühner behutsam und brachten sie ins Tierheim Süderstraße.

Bildergalerie: So geht es den Hühnern bei uns!

Fehlbildungen und keine Muskulatur

Die Tiere wurden im HTV umgehend versorgt. Man sieht deutlich, dass ihnen das Aufstehen sehr schwer fällt.

?Am selben Tag wurden die Tiere durch das Bezirksamt Hamburg-Mitte sichergestellt und von dem HTV-Tierrettungsfahrer Heiko Nauschütz und der HTV-Spätdienst-Mitarbeiterin Susanne Schutty ins Tierheim Süderstraße gebracht. Das einzeln gehaltene Huhn war leider so schwach, dass es kurz nach der Rettung verstarb. Die anderen Vögel waren zunächst matt, haben kotverschmiertes Gefieder, bereits nackte Bäuche und Probleme beim Gehen. Ein Huhn hat zudem einen gebrochenen Flügel. „Die etwa sechs Wochen alten Hühner konnten ihrem artgemäßen Verhalten wie Picken, Scharren oder im Sand zu baden nicht nachgehen, geschweige denn sich überhaupt bewegen. Sie haben teilweise Fehlstellungen an den Beinen und Füßen, was die Fortbewegung stark erschwert. Zudem weisen sie kaum Muskulatur auf, die nun aufgebaut werden muss“, erläutert die tierärztliche Leitung des HTV Dr. Urte Inkmann. Die Muskulatur ist besonders wichtig, da Fleischrassen zuchtbedingt tragischerweise schnell viel an Masse zulegen und die Tiere Gefahr laufen, dass sie vornüberkippen. Daher erhalten sie im HTV besonders kalorienarmes Futter. 

Die Hühner entwickeln sich seit der Bergung gut. Die tierärztliche Leitung des HTV Dr. Urte Inkmann beim Besuch im Stall.

Bei der Untersuchung in der tierheimeigenen Praxis des HTV zeigten sich die Hühner trotz der schlimmen Erfahrung sehr lieb und schmiegten sich im Anschluss müde an die Praxishelfer*innen. Sie müssen sich jetzt erst einmal erholen. HTV-Tierpfleger*innen haben ihnen liebevoll ihre Unterkunft hergerichtet mit Einstreu, Stroh und allerlei Beschäftigungsmöglichkeiten sowie Sandbädern, damit sich die Tiere wohlfühlen und mehr bewegen. Das Gefieder der Hühner sieht schon besser aus und sie werden munter beim Picken, Scharren und Baden gesichtet. Das tote Huhn wurde vom HTV in Absprache mit der Behörde zur Sektion geschickt, um die Todesursache zu klären. Das Tier starb unter anderem an Befall mit Endo- und Ektoparasiten, welche starken Durchfall und eine Schwächung des Immunsystems verursacht haben. „In dem Fall der Hühner resultiert das Krankheitsbild ganz klar aus schlechter Haltung“, betont Dr. Urte Inkmann und verweist auf die Not vieler Hühner, die nicht artgemäß leben dürfen.

Der gefährliche Hühner-Trend

Der HTV hat bereits über den gefährlichen Hühner-Trend berichtet, der dazu führt, dass Hühner für den Eigenbedarf voreilig angeschafft, oft nicht artgemäß gehalten oder schnell wie Müll entsorgt werden. Nach der gewollten oder versehentlichen Vermehrung sind besonders Hähne arm dran. Sie legen keine Eier und erfüllen keinen „Nutzen“, zudem bekämpfen sie sich meist untereinander. Im Dezember 2020 nahm das Tierheim Süderstraße vier Perlhühner, vier Haubenhühner und einen Haushahn sowie eine Laufente auf, die in klirrender Kälte in Kartons in einem Kleingartenverein sich selbst überlassen wurden. 

Um derartige Fälle zu vermeiden und im Ernstfall den betroffenen Tieren schnell helfen zu können, bittet der HTV die Hamburger*innen um Hilfe: Melden Sie jeden Verdacht auf Tierschutzverstöße beim HTV oder der Polizei. Was Sie noch für die verstoßenen und geschundenen Schützlinge tun können? Spenden Sie für ihre Versorgung!

Jetzt Tieren in Not helfen!